Heute hatten wir eine große Runde vor, daher ließen wir wieder den Wecker klingeln. Als ich meine Augen aufschlug, fand ich mich Auge in Auge mit einer Gottesanbeterin wieder. Sie hat sich vermutlich durch die Dachluke in den Karl verirrt. Andreas war so nett, sie an die frische Luft zu setzen. Tierische Begegnungen haben wir genug auf dieser Reise. Gestern querten z.B. zwei Frischlinge vor uns die Straße und heute kam uns auf der Straße ein kleiner Hund entgegen. In einem Lokal wurde ich von einer bettelnden Katze angeschmachtet und dann auch angestupst. Ich habe ihr trotzdem nichts von meinem Cappuccino gegeben. In Castelsardo konnten wir gestern auch Vögel im Formationsflug beobachten. Noch etwas wiederholt sich hier wie unsere tierischen Begegnungen, nämlich Andreas’ Bemerkungen zu meiner Person: „Du bist unterbelichtet!“ Gott sei Dank meint er damit seine Fotos von mir und nicht wirklich mich 😉
Nach dem Frühstück sind wir um 9:03, das ist früh für uns, aufgebrochen und Richtung Bosa gefahren. Dort hatte Andreas 2018 bei der Tour mit Mario und Christine Quartier genommen. Bosa liegt im Westen von Sardinien und ca. 2 km vom Meer entfernt in einem weiten Tal am Fluss Temo. Es ist für seine bunten Häuser bekannt. Die Anfahrt war wie immer toll, da die Straßen in Sardinien einfach fürs Motorrad fahren gebaut sind.
In Bosa zeigte mir Andreas das Quartier von damals, die Marina und Lokale, in denen sie gegessen hatten. Wir spazierten ein wenig durch die Stadt und fanden innerhalb eines kleinen Kretzels drei Kirchen. In einer wurde gerade eine Taufe gefeiert. In einem Schanigarten wurde Andreas von einem Italiener aufgehalten, der von ihm und seinen Freunden ein Foto haben wollte. Guiseppe, mehr oder weniger heftig betrunken, erklärte mir dann den Sachverhalt: „Ihr Mann hat ein tolles Foto von uns gemacht, das muss er uns jetzt schicken.“ Ich hoffe, es kommt an und dass sie die richtige Telefonnummer für WhatsApp angegeben haben. Unsere Pause bei Eis und Cappuccino dauerte länger als geplant, da die Bedienung langsam war, aber zu Mittag ist es ja auch heiß…..
Die nächste Stadt auf dem Plan war Alghero, die angeblich heißeste Stadt Sardiniens. Die Fahrt dorthin war ein Traum. Es geht die ganze Zeit die Küste entlang und man hat immer einen wunderbaren Blick von oben aufs Meer. Ich hätte stundenlang so weiterfahren können und mich nicht stattgesehen. In Alghero haben wir nur eine kleine Runde gedreht, v.a. um eine offene Tankstelle zu finden. Da wir in Bosa ja eine lange Pause gemacht hatten, fuhren wir zum nächsten Ziel weiter. Es ging nach Argentiera.
Auf diesen Platz wurde Andreas durch Mischa von „Hermann unterwegs“ aufmerksam. Es handelt sich um ein stillgelegtes Silberbergwerk, das direkt am Meer liegt. Die Gegend hat ein besonderes Flair und ist über kleine, steile Straßen erreichbar. Es gab natürlich einiges zu fotografieren. Schnell hieß es wieder aufsitzen, um die Fahrt fortzusetzen. Ich hatte mir gewünscht auch an den Ort zu fahren, den Andreas das Zipfel nannte.
Der Spiaggia La Pelosa ist ein wunderschöner Strand bei Stintino, dem eine kleine Insel mit einem aragonischem Turm aus 1578 vorgelegt ist. Das Meer schimmert in vielen unterschiedlichen Grün- und Blautönen und es ist sehr überlaufen. Einerseits gibt es ein riesiges Hotel und andererseits sind am Samstag auch viele Tagesausflügler unterwegs. Ein schöner Platz zum Anschauen, aber dort Urlaub machen möchte ich nicht.
Nach diesem letzten Ziel machten wir uns an die Rückfahrt und wollten noch eine Nachmittagspause einlegen. Als wir in der Nähe von Castelsardo waren, meinte ich zu Andreas, dass wir doch versuchen könnten, den Elefantenfelsen zu finden. Auf diesen hatten wir gestern total vergessen. Gesagt, getan. Ein paar Kilometer weiter machten wir in einem Restaurant namens La Roccia Dell‘Elefante Kaffepause und wir waren dem Felsen wirklich schon nahe. Dieser Felsen ist sehr beliebt und wird viel fotografiert, sodass man sich geduldig anstellen muss, wenn man ein Foto ohne andere Touristen haben möchte. Ich bin schon gespannt, welche Spielereien sich Andreas einfallen hat lassen. Ich war nur die Befehlsempfängerin: „ mehr rechts, nach vor, ein bisschen zurück, den Arm höher,….“
Neben den Touristen stehen auch fahrende Händler auf dem Parkplatz, die Kunsthandwerk und andere Kleinigkeiten anbieten. Ich habe mir ein Chopper Messer mit wunderschönen Holzgriff gekauft. Andreas meinte, dass er sich jetzt ein wenig bedroht fühlt und ich aufpassen muss, dass es mir Joschi nicht gleich wegnimmt. Ich habe ihm einmal ein Foto geschickt und zu Hause, werde ich es gut bewachen. Seine Reaktion auf das Foto war durchaus positiv. Jeder Haushalt braucht so ein Messer. Ich sehe das auch so.
Im Endeffekt war der heutig Tag kurzweilig, wir sind wirklich viel gefahren und ich habe es als nicht so anstrengend empfunden. Schlussendlich haben wir sogar mehr gesehen, als geplant war. Nach unserer üblichen Abkühlung im Meer haben wir uns Pizza und Salat gegönnt und ich bin vor 22 Uhr mit dem Schreiben fertig.
Ich wünsche euch eine gute Nacht oder noch viel Spaß, wenn ihr unterwegs seid, Eva
P.S.: Die Tankanzeige hat völlig überraschend heute wieder ihre Funktion aufgenommen.
Andreas PS: Mario hole dein Buch hervor, du wirst einiges wieder finden 🙂
Hi Andreas und Eva
Die Bücher, denn es sind ja zwei 2017 u.2018. Ich habe nicht nur die visuelle Erinnerung sondern auch das Gefühl und den Geruch in der Nase wenn ich die Müllauer – Fotos sehe.
Also ich kenn sehr viel, die Kirche und den Elefantenstein aber nicht.
Noch tolle Tage auf Sardinien und eine gute Heimreise.