Hopp on, hopp off

Heute Morgen begann ich meinen Tag damit, den Blog von gestern zu schreiben. Andreas‘ Wecker läutete wenig später und heute war er es, der eigentlich nicht so richtig aufstehen wollte. Wir schafften es dennoch relativ früh bei der Bahnstation zu sein, um möglichst einen der ersten Hopp on, Hopp off – Busse zu erreichen. Wir bekamen auch sofort ein Ticket, als wir bei der Abfahrtsstelle des Busses waren, allerdings keinen Platz im nächsten Bus. Der war voll und es durfte niemand stehen. Nach 30 Minuten kam der Nächste und wir haben es gerade so geschafft hineinzukommen aber auch nur, weil Andreas auf einem Klappsitz platziert wurde. Zwei Stationen später stiegen vier Leute vom oberen, offenen Deck aus und Andreas und ich waren schnell genug, um zwei Plätze an der Sonne zu ergattern. Bei noch ein paar Stationen gab es Diskussionen, weil niemand in den Bus gelassen wurde.

Dann machte der Bus eine 15 minütige Pause, was mich nicht weiter störte. Wir hatten gute Sitzplätze, die Sonne schien und Zeit hatten wir auch. Bei der Altstadt stiegen wir dann aus und gingen zuerst zum Königsschloss. Wir besichtigten die Schlosskirche, die Kronjuwelen ersparten wir uns. Gleich um die Ecke war gerade alles ein wenig aufgeregt und wir mussten uns hinter eine dicke Kette stellen. Dann kam eine Militärmusikkapelle und danach die Wache. Sie marschierten an uns vorbei und in den Hof, um die Wachablöse zu vollziehen. Andreas brachte vollen Körpereinsatz auf Zehenspitzen und mit hochgehobener Kamera, um ein paar Fotos über die Menschenmassen hinweg zu schießen. Er hat jetzt auch viele Bilder mit Hinterköpfen. Dem Souvenirshop statten wir auch noch einen kurzen Besuch ab. Hier hätte ich Ansichtskarten von der Königsfamilie in allen möglichen Gruppierungen kaufen können oder Kronen für meine Enkelkinder. Nicht unbedingt das, was mich anzog.

Wir gingen weiter in die Altstadt hinein und fanden uns bald in einer Art Getreidegasse wie in Salzburg wieder. Viel Schönes aber auch viel Ramsch und zwei Drittel der Touristinnen in Stockholm waren dort versammelt. Nach einiger Zeit und einer Stärkung hatten wir wieder genug von der Altstadt und machten uns auf zur Bushaltestelle. Auch dieser Bus war voll, aber diesmal durfte man auch drinnen stehen, sofern man das auf Grund seiner Körpergröße konnte. Wieder folgten Diskussionen an den nachfolgenden Stationen, weil irgendwann dann doch niemand mehr zusteigen konnte. Offensichtlich verkauft die Linie, mit der wir gefahren sind, mehr Tickets als sie Kapazität haben. Also fuhren wir ein paar Stationen stehend und verließen den Bus wieder, um das Wikinger und das Vasamuseum zu besuchen.

Das Wikingermuseum war klein und überschaubar und hatte einige sehr schöne Exponate und einige Gadgets. So konnte man sich zum Beispiel einen Helm soweit herunterziehen, dass es aussah, als ob man ihn auf hätte und dabei noch ein rundes Holzschild halten. Das war gar nicht so leicht. Am besten hat mir die „Grottenbahn“ gefallen, in der man in einen dunklen Tunnel fuhr und die Geschickte von Harald in der gewählten Sprache erzählt bekam. Es war sehr gut gemacht mit Schaubildern und Projektionen und ein wenig gruselig für Kinder. Der kleine deutsche Bub, der mit seinem Vater und mit uns gefahren ist, hat sich manchmal ein wenig gefürchtet.

Das Vasamuseum liegt nur wenige Gehminuten entfernt und freute sich über einen großen Besucheransturm. Kein Wunder, das Erste, das du siehst wenn du hineingehst, ist ein riesiges Segelschiff, die Vasa. Diese ist 1628 bei ihrer Jungfernfahrt gleich nach dem Auslaufen gekentert und 30 Leute der Besatzung inklusive Kapitän sind ertrunken. Da noch viele Begleitboote in der Nähe waren, waren nicht noch mehr Todesopfer zu beklagen. 333 Jahre später konnte die Vasa 1961 geborgen werden, wurde konserviert und renoviert und erhielt eben ihr eigenes Museum, in dem sie nun steht und auf unterschiedlichen Etagen aus der Nähe betrachtet werden kann. 98% des Schiffes sind noch original erhalten, da sie der Schlamm gut konserviert hatte. Drum herum gibt es noch viel Wissenswertes über den Schiffsbau und die gesamte Zeit und einen ganz besonderen Film, der alle 20 Minuten in einer anderen Sprache gezeigt wird. Er erzählt die Geschichte der Vasa und begleitet filmisch die Bergung. Hochinteressant.

Danach waren wir ein wenig gerädert und machten im angeschlossenen Park eine kleine Pause im Grünen und besprachen, was wir weiter unternehmen würden. Wir wollten unsere Fahrt mit dem Bus fortsetzen und dann beim Hard Rock Café aussteigen und gleich dort essen. Da die Temperatur noch immer angenehm war, entschlossen wir uns draußen zu sitzen, da dort die Musik nicht ganz so laut war. Ich mag die Atmosphäre im Hard Rock Café, aber selbst mir ist es inzwischen fast zu laut dort. Gegessen haben wir hervorragend und Spaß hatte ich auch. Am Nebentisch saß eine Rockerfamilie und der Vater war ein richtiger Poser. Irgendwie erinnerte er mich ein wenig an Ozzy Osbourne, obwohl er anders aussah, aber Gestik und Mimik stimmten überein.

Da kein Bus unserer Linie mehr fuhr, gingen wir zu Fuß zur nächsten Zugstation und gelangten so zu unserem Stellplatz zurück. Andreas hat noch einen Supermarkt ganz in der Nähe ausfindig gemacht, sodass wir noch Brot, Milch und Joghurt fürs Frühstück einkaufen konnten und ganz wichtig, Mineralwasser. Das ist in Schweden fast so schwer zu bekommen wie in Norwegen. In Skandinavien muss scheinbar alles Geschmack haben. Im Karl begann das große Aus- und Umräumen und Andreas checkte, wo er morgen entsorgen und Wasser nachfüllen kann. Mit den Fotos ist er auch schon fertig und wird sie vermutlich gleich einfügen.

Es war ein schöner, aber auch anstrengender Tag und ich habe noch nie eine so schlecht organisierte Hopp on, Hopp off – Linie erlebt. Dublin war perfekt (zweimal), Hamburg war sehr gut, Schwerin auch und dabei charmant. Selbst in Oslo, wo wir den Bus wechseln mussten, verlief alles geordnet und ohne stundenlanges Warten, weil man nicht mehr mitkonnte. Ich versuche Andreas zu überreden, dass wir morgen endlich einmal ausschlafen. Ich denke, wir haben es nötig. Wir müssen den Stellplatz ohnehin erst bis 12h verlassen haben. Das ist besser als in jedem Hotel. Gute Nacht, EVA

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