Ein aufregender Tag

Der gestrige Tag begann damit, dass Andreas‘ Handywecker erst um 8 Uhr zum Aufstehen rief und nach einem gemütlichen Kaffee – habe ich euch eigentlich schon einmal gesagt, wie sehr ich es schätze eine Nespressomaschine Im Karl zu haben? – gingen wir los zu einem richtigen Frühstück in die Bäckerei, die Andreas gestern entdeckt hatte. Er hat auf dieser Reise seinen Spürsinn auf Bäckereien ausgerichtet und findet sie überall. Das liegt vielleicht daran, dass er immer Sehnsucht nach gutem Brot und Weckerln hat und diese am Anfang der Reise in Norwegen kaum zu finden waren. Wie auch immer, diese Bäckerei war gut sortiert und das Frühstück gut. Dann ging es zurück zum Karl, um unsere Leica zu holen, die heute die Canon beim Fotografieren ablöste.

Ein bisschen zu früh standen wir beim Leitzmuseum und warteten mit den ein paar anderen, dass sie aufsperren. Wir bekamen den Seniorentarif (!) und bezahlten auch gleich die Führung vom Nachmittag. Um 10h starteten wir in der Ausstellung „Zeitsprünge“ von Rankin, die derzeit im Leitzmuseum gezeigt wird. Es erwarteten uns großformatige zum Teil sehr bunte aber auch in schwarz-weiß gehaltene Bilder, die mich sehr beeindruckt haben. Es waren auch viele Fotos aus einem Projekt zu sehen, wo Jugendliche gebeten wurden sich dezent zu schminken, dann wurde ein Foto gemacht und die Jugendlichen konnten es mit ihrem Handy soweit bearbeiten, bis es ihrem Ideal entsprach. Diese zwei Abbildungen wurden dann nebeneinandergestellt. Unglaublich wie sehr sich de Fotos unterscheiden und wie sich die jungen Leute als „schön“ empfanden. Es war erschreckend und verstörend. Mich hat vor allem geschockt, dass dieser Wunsch anders auszusehen, Burschen und Mädchen gleichermaßen betroffen hat.

Im oberen Stockwerk wartet dann der Teil des Museums, der die Geschichte von Leica und das Wunder Fotografie beleuchtet. Das Museum wurde 2021 während der Pandemie umgebaut und neu gestaltet und ist eine wahre Erlebniswelt. Die Geschichte von Leica ist wunderbar und multimedial aufbereitet und Fotografie kann erlebt werden. Es gibt viele technische Erklärungen und alles auch zum Ausprobieren. Mit der App des Museums konnte man die Fotos, die man an den einzelnen Stationen gemacht hat, speichern und eines oder auch zwei davon im Museumshop zur Erinnerung ausdrucken. Die restlichen Bilder kann man 14 Tage lang aufs Smartphone downloaden, so geht nichts verloren. Ich konnte Andreas auch zu Selfies von uns überreden. Die Einstellung fürs richtige Licht habe ich ihm überlassen. Ich hatte mich vorher schon eine ganze Weile mit meinem Porträt beschäftigt. Es war sehr lehrreich und aufregend.

Als ich um 12:30 in den Shop ging, um ein paar Ansichtskarten von den beiden Ausstellungen – die in der Leica Galerie würden wir uns nach der Führung ansehen – und um mein Lieblingsbild auszudrucken, kam mir Andreas abhanden. Da ich ihn schon sehr lange kenne, wusste ich auch, wo ich ihn finden würde – im Leicastore. Eine sehr nette Verkäuferin war gerade dabei ihm eine Kamera mit verschiedenen Objektiven ausprobieren zu lassen. Wieder etwas, worauf er sparen kann…

Die Führung begann pünktlich und es waren viel mehr Teilnehmer, als ich erwartet hatte. Die Dame kannte sich sehr gut aus und hatte aus meiner Sicht auch ein Talent für die Aufgabe. Wir begannen im Museum, gingen dann auf den Vorplatz, wo sie etwas über die Leica-Welt und ihre Gebäude und die besondere Architektur erzählt und wurden durch einen Regenguss schnell in ein anderes Gebäude, den Classic Store mit Leicagalerie und angeschlossener Produktion, geleitet. Es folgte eine Stunde geballter Information mit Einblick in die Fertigungshalle, die ein riesiger Reinluftraum ist. Danach hatten wir Gelegenheit alles noch einmal in Ruhe anzusehen inklusiver der Ausstellungen von Lena Stahl und Florian W. Müller in der Leicagalerie. Vorher besuchten wir allerdings noch das Leitz Café, da wir schon großen Hunger hatten. Inzwischen war es ja schon 14:30 und damit längst Zeit zum Mittagessen.

Viel später als erwartet kamen wir zurück zum Karl und fuhren zur Altstadt von Wetzlar. Obwohl das Wetter nicht so toll war und es gerade wieder zu regnen anfing, hatte der Blick auf die Fachwerkhäuser uns überzeugt, dass sich ein Besuch lohnen würde. Wir fanden einen Parkplatz, gingen über die alte Lahnbrücke in die Altstadt und zum Dom. Dieser wurde über lange Jahre gebaut, was an den verschiedenen Baustilen zu erkennen ist. Spannend finde ich, dass sich offensichtlich die evangelische und katholische Gemeinde das Gotteshaus teilen. Zumindest gibt es Stände mit Informationsmaterial und Ankündigungen für beide Gemeinden gleich nach dem Eingang. Das letzte Ziel in Wetzlar für mich war das „Lottehaus“, in dem Charlotte Buff gelebt hat, die Goethe zur Figur der „Lotte“ in seinem ersten Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ inspiriert hat. Andreas fand dann noch einen italienischen Eissalon und ich die Buchhandlung an der Lahnbrücke, wo natürlich Goethes erster Roman mitgenommen werden musste. Wenn ich schon einmal in Wetzlar bin….

Es war inzwischen schon recht spät geworden und wir würden wohl bis in den späten Abend hinein fahren müssen, um unsere nächstes Ziel „Dictum“ in Bayern zu erreichen. Bei Dictum gibt es die besten Werkzeuge für Andreas‘ Holzwerkstatt und auch ich habe dort schon Messer gekauft bzw. mir schenken lassen. Momentan steht ein Grundhobel auf seiner Wunschliste und eine Japansäge für Dübel. Wir kennen einen Stellplatz in der Nähe, wo wir nächtigen wollten und am nächsten Morgen einkaufen und dann ab nach Hause. Aber manchmal kommen die Dinge anders als man denkt.

Die Temperaturanzeige bei Karl schnellte plötzlich hoch und Karl fuhr gerade noch 80kmh. Andreas musste am Pannenstreifen stehen bleiben, die Warnweste anlegen, unter die Motorhaube sehen und entdeckte, dass Kühlwasser an einer Stelle herausgespritzt sein musste und dass fast keines mehr im Kühlwasserbehälter war. Mit einem dicken Klebeband versuchte Andreas die Stelle abzudichten und füllte mit einer leeren Mineralwasserflasche einige Liter Wasser nach. Wir hofften, so vom Pannenstreifen wegzukommen und es bis zum nächsten Rastplatz zu schaffen und dann weiter zu sehen. Natürlich war nach der kurzen Strecke bis zur nächsten Raststelle wieder viel Wasser weg, darum haben wir den ÖAMTC angerufen. Wir haben ja einen Schutzbrief. Die Dame vom ÖAMTC gab unseren Bedarf an den ADAC weiter. Bald darauf meldete sich ein Pannenfahrer und war auch schon kurz danach bei uns. Mit einem Metallrohr konnte er das Problem beheben, sodass wir nach eineinhalb Stunden Zeitverlust weiterfahren konnten. Da wir kein weiteres Kühlwasser verloren haben, werden wir mit dem Provisorium auch nach Hause kommen.

Kurzfristig hatten wir schon Zweifel daran und sahen den Karl in irgendeiner Werkstätte in Deutschland und uns irgendwo. Besonders schlimm war, dass wir knapp vor der Panne mit Caroline videotelefoniert hatten, die gefragt hatte, wann wir nach Hause gekommen. Sie hatte sich sehr gefreut, als wir morgen sagten. Das lag uns beiden ganz schön im Magen, als das gefährdet war. Wir sind dann gestern nach 22h von der A3 abgefahren und nächtigen auf einem Stellplatz in der Oberpfalz. Nach dem Frühstück fahren wir dann zu Dictum und danach nach Hause. Ich freue mich schon und Andreas, glaube ich, fast noch ein bisschen mehr.

Ich wünsche euch einen schönen Tag und uns eine gute Heimreise. Ich melde mich heute Abend oder morgen in der Früh. Alles Liebe, EVA

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