Oslo, das Gewitter und der See

Heute versuchte Andreas bereits eine Route nach meinen Wünschen zusammenzustellen, als ich aufgewacht bin. Ich habe auf Grund der Helligkeit Probleme beim Einschlafen und wache daher immer später auf als er. Da Andreas fährt, ist er meist müder als ich und schläft in Sekundenschnelle ein. Zu Hause ist es momentan meist auch so, da ich ja nicht mehr aufstehen muss, um arbeiten zu gehen. Wir haben dann gemeinsam gefrühstückt und ich wurde mit Eierspeise und Lachs auf Brot verwöhnt. Andreas meinte, das würde helfen, damit ich nicht zu spinnen anfange. Bei jedem Urlaub würde ich am Dienstag spinnen. Ich habe ihn nur angesehen und dann fiel ihm ein, dass schon Mittwoch ist. „Die Krise ist schon im Abklingen und das Frühstück hilft, dass sie noch schneller vorbeigeht.“ Ich wusste gar nicht, dass wir eine Krise oder grobe Unstimmigkeiten haben. Wenn etwas nicht ganz rund läuft, liegt es meist daran, dass wir schon beide schlecht hören und/oder zuhören oder manches nur gedacht und nicht ausgesprochen wird.

Ein kleines Beispiel dazu: gestern sah ich, dass es am Stellplatz auch einen riesigen Mistkübel gab. Ich sagte zu Andreas: „Lass mich bitte nicht vergessen, dass ich dann den Müllsack rausbringe, der stinkt schon ein wenig.“ Später, als ich schon im Bett lag und Andreas noch auf war, meinte ich: „Bring doch du bitte noch den Mist raus.“ Ich wunderte mich noch, dass er ihn nur aus der Schiebetür hinaus auf den Boden legte, sagte aber nichts. Heute in der Früh war er dann verärgert, den ein Tier den Mistsack aufgerissen hatte und alles verstreut lag, wo es doch eh einen großen Müllcontainer gab. Wenn er das gewusst hätte, hätte er den Sack doch dort hineingeworfen….

Da die Parkplatzsituation für Wohnmobile in Oslo alles andere als rosig ist, wollten wir auf den Hop on-Hop off-Bus verzichten und den Skulpturenpark besuchen. Leider gibt es in dessen Nähe aber keinen Parkplatz. Bei einer der Haltestellen des Sightseeingbusses jedoch schon. Also disponierten wir um und fuhren mit dem Bus. Wir starteten noch bei Sonnenschein (gefühlt sehr warm) und hatte bis zur Hälfte der Strecke Glück mit dem Wetter und der Aussicht vom offenen Deck. Dann fing es zu tröpfeln an und das Verdeck wurde geschlossen. Gegen Ende der Tour brach das Gewitter so richtig los und es schüttete heftig. Ich hatte zwei dünne Notfallsregenjacken eingepackt, aber die 500m bis zum Parkplatz und zum Karl waren zu viel für sie. Schlimmer als das feuchte Leiberl oder die Weste von Andreas waren jedoch die Jeans und die Schuhe, die wirklich nass waren. Also haben wir als erstes im Karl die Kleidung gewechselt und die nassen Sachen in die Dusche gehängt. Danach gönnten wir uns ein schnelles Nudelgericht, um etwas Warmes im Magen zu haben.

Wir versuchten möglichst schnell aus Oslo hinauszukommen, um einmal nicht auf einer Autobahn zu fahren. Andreas hatte Sehnsucht nach Landstraßen und v.a. schöner Gegend. Als wir an einem großen Einkaufszentrum vorbeikamen, beschlossen wir hineinzugehen, um mit Glück eine Speicherkarte für Andreas‘ Kamera zu bekommen. Er hat zwar mehrere mit, aber sicher ist sicher. Außerdem wollte er schauen, ob er einen Kopfhörer bekommt, der die Außengeräusche abschirmt. Damit könnte ich ungestört von Karls Lärmpegel Musik hören und Andreas muss nicht meinen Musikgeschmack ertragen. Er hat es lieber ruhig beim Fahren, ich höre gerne Musik. Morgen werde ich das einmal testen. Wir haben nämlich tatsächlich sowohl die Speicherkarte als auch den Kopfhörer bekommen. Danach haben wir noch ein paar Lebensmittel eingekauft. Momentan kaufen wir am ehesten Fisch, weil der vergleichsweise am günstigsten ist. Wurst oder Schinken ist mir zu teuer, aber wir haben noch Reste von zu Hause. Wir haben auch getankt, da bei dem Einkaufszentrum auch eine Tankstelle mit dem billigsten Diesel, den wir bis jetzt in Norwegen gesehen haben, war. Benzin und Diesel ist hier wahnsinnig teuer. Dafür gibt es aber jede Menge Stromtankstellen und eine enorme Dichte an Teslas und anderen E-Fahrzeugen.

Die Landschaft wurde im Lauf des Tages immer schöner und es schien auch wieder die Sonne. Wir kamen nach Vikersund, das ich von Schifliegen kenne. Dort liegen gleich drei Schanzen nebeneinander. Andreas fuhr plötzlich auf einen Parkplatz eines Supermarktes und siehe da, am Ende des Parkplatzes gab es eine Station, wo man entsorgen und Frischwasser nachfüllen konnte. Wir stellten uns brav an, da noch ein norwegisches und ein holländisches Wohnmobil vor uns an der Reihe war. Sehr praktisch und sehr angenehm, dass Andreas das Hinweisschild gesehen hatte. So sind wir weiterhin kostengünstig und unabhängig unterwegs und müssen uns keine Gedanken über einen Stellplatz oder Campingplatz mit Versorgung machen.

An einem See machten wir eine Pause und Andreas ein paar Fotos. Wenn es nicht so windig gewesen und ich heute nicht schon einmal so nass geworden wäre, wäre ich wohl eine Runde geschwommen. Das Wasser war gar nicht so kalt und Andreas stand sogar bis zu den Knien im Wasser, um auf eine kleine Insel zu kommen. Was tut man nicht alles für ein Foto. Da es erst 17h und damit zu früh für einen Stellplatz für die Nacht war, fuhren wir weiter. Sonst hätte es uns dort sehr gut gefallen. Bald tat sich links von uns ein weiterer See auf und wir verließen die Route, um an dessen Ufer zu fahren. Es gelang uns nach einigen Kilometern einen Platz zum Nächtigen zu finden mit Blick auf den See hinab durch die Bäume hindurch. Ein Surfer parkte sich neben uns ein und verschwand mit seinem Brett Richtung See. Andreas folgte ihm, um den Zugang zu finden und bald darauf standen wir im Wind am Seeufer. Ein tolles Gefühl und die Wellen des Sees rauschen fast wie das Meer, wenn sie gegen das Ufer schlagen. Andreas hat zuerst mich und die Gegend und dann den Surfer fotografiert, was diesem sehr gefiel. Andreas bearbeitet gerade die Fotos, um sie ihm dann zu schicken.

Ich habe unsere Jeans zum Trocknen auf einer Wäscheleine zwischen Karl und einem Baum aufgehängt und die Schuhe zum Trocknen an die frische Luft gestellt. Während Andreas noch mit Fotografieren beschäftigt war, habe ich Salat zum Nachtmahl gemacht und von den Erdbeeren genascht, die wir heute gekauft haben. In Norwegen ist gerade Erdbeerzeit und sie schmecken hervorragend und sind im Vergleich nicht zu teuer. Inzwischen haben wir alles verputzt und sind mit unserem Abendprogramm, Blog schreiben und Fotos hochladen und bearbeiten beschäftigt. Morgen werden wir weiter die schöne Gegend genießen und ein paar Stabkirchen ansehen. Langsam aber sicher werden wir uns auch der Westküste mit den beeindruckenden Fjorden nähern.

Gute Nacht, EVA

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert