Cagliari

Gestern beschlossen wir, dass wir heute nach Cagliari, in die Hauptstadt von Sardinien fahren werden. Diese liegt im Süden der Insel und in absoluter Reichweite. Andreas hat wieder eine tolle Route mit schneller Anfahrt und langsameren Heimweg geplant. Heute schafften wir es schon um 10:20 loszufahren, nachdem uns Andreas mit frischem Gebäck und Schinken versorgt hatte. Manche Annehmlichkeiten wie diese könnte er doch in der Pension aufleben lassen. Was meint ihr?

Wir fuhren zuerst auf der Schnellstraße, die über viele kleinere und größere Brücken und durch kürzere und längere Tunnel verlief. Gesäumt von der üblichen Vegetation – Kakteen mit Kaktusfeigen, die immer röter werden, sowie Oleander, mickrigen Feigenbäumen oder Schilf – war die Straße nicht nur freundlich sondern auch in tadellosem Zustand. Es ging also dahin.

Unser Ziel war das Castello-Viertel, das von einer mittelalterlichen Mauer umgeben ist und auf einem Hügel liegt und sich damit über die ganze Stadt erhebt. Dafür mussten wir erst einen Teil der Stadt durchqueren, die uns im Vergleich mit den Dörfern, die wir bis jetzt gesehen haben, riesig erscheint. Tatsächlich gibt es aber nur ca. 125 000 Einwohner. Wir kamen auch beim KTM-Händler vorbei. Ich bin froh, dass Denanni in Nuoro die Schöne reparieren konnten. Der Weg nach Cagliari wäre vor ein paar Tagen zu weit gewesen.

Nachdem wir die Schöne außerhalb des Castello-Viertels auf einem Motorradparkplatz abgestellt hatten, ging es wieder einmal ans Umziehen und Jacken, Hosen, Protektoren und Helme mit dem Stahlseil und Schloss zu sichern. Die Stiefel standen unter dem Motorrad und die Stützen hingen an den Handguards, weil sie so am besten trocknen und es scheint auch als Diebstahlsschutz geeignet.

Wir starteten unseren Rundgang bei der Bastione Saint Remy mit Stiegensteigen und oben angekommen mit Erkundung der Aussicht nach allen Seiten. Es gab einige sehenswerte Häuser mit tollen Balkonen aber auch sehr viel Desolates. Die Straßen waren eng und eher steil, es gab keine Gehsteige und dennoch waren viele Autos unterwegs. In das Viertel führen einige Tore, die sehr schmal sind. Die Durchfahrt wird per Ampel geregelt und als Fußgänger bist du eindeutig ein Hindernis.

Ein Highlight für mich war die Kathedrale, die ganz oben am Hügel steht. Die Fenster sind einfach, aber der Rest sehr prunkvoll. Auch in der Krypta gab es tolle Marmorböden und überall viele Heiligenbilder und Engelköpfe in Reliefform, die sich alle ähnlich sahen, aber doch verschieden waren. Zum Abschluss bestiegen wir um jeweils drei Euro noch den Glockenturm. Es waren nur 137 Stufen, wenn ich mich nicht verzählt habe. Wir gingen vorbei an den Glocken, die nicht mehr mit dem Klöppel sonder von außen angeschlagen werden. Noch ein Stück höher konnte man eine kleine Plattform betreten und Cagliari von oben bewundern. Den Rückweg trat ich wie gewohnt im Rückwärtsgang an. Erstens ist das besser für meine Kniegelenke und zweitens sehe ich in eher offenen Stiegenhäusern nicht gern hinunter. In Rovinj wäre ich deswegen beinahe nicht mehr den Turm hinunter gekommen.

Wir gingen dann noch ein wenig in dem Viertel spazieren und kauften uns dann gegenüber der Bastion noch ein Eis und etwas zu trinken. Dann machten wir uns auf den Weg zu unserer Schönen und schlüpften wieder in die Montur, um „auf schön“ zum Stellplatz zurückzufahren. „Auf schön“ heißt unter Motorradfahrern möglichst viele Kurven und wenn geht auch noch auf und ab dabei 🤩.

Andreas hatte eine fantastische Strecke ausgesucht mit vielen Kurven ein paar Pässen und schließlich fanden wir uns wieder auf einem Plateau auf über 1000m. Die Vegetation hatte sich verändert, es gab viele Sträucher und Latschen und viel Weidevieh. Die Kühe waren etwas dicker als sonst, da es doch ein wenig grüner war als näher zum Tal. Während der Rückfahrt haben wir Kühe, Schafe, Pferde, Schweine und nur wenige Autos gesehen. Stellenweise fuhren wir durch dichten Wald mir uralten Bäumen, dann kamen wir wieder an einem See vorbei, an dessen Ufer eine Herde Kühe lag bzw. stand. Eine Kuh stand sogar im Wasser. Irgendwie hatte es etwas von einer Westernidylle. Es war eine tolle Heimfahrt mit einer kleinen Pause zwischendurch, wo Andreas für uns frische Feigen von einem Baum am Straßenrand pflückte. Dieser Baum war nicht mickrig, da daneben ein Wasserrohr verlief und den Boden wässerte.

Heute waren wir etwas früher zurück und natürlich zur Abkühlung gleich wieder im Meer. Die Motorradkluft darf ausdampfen, auch heute hatte es in den Niederungen wieder bis zu dreißig Grad. Andreas hat die Jacken und Hosen heute früh mit Febreze behandelt. Ich denke, das kann er morgen wiederholen. Da Andreas bereits eingeschlafen ist, gibt es den Beitrag vielleicht erst morgen.

Wie auch immer, ich wünsche euch eine gute Nacht und erholsamen Schlaf, Eva

One Reply to “Cagliari”

  1. Hallo Eva,
    zu deiner Frage – Andreas Annehmlichkeiten beibehalten.
    Ich hab gar nicht gewusst, dass Andreas im Ruhestand eine Frühstückspension eröffnen möchte wo es Schinken und Gebäck gibt. Bin natürlich auf deiner Seite, er braucht einen geregelten Tagesablauf und eine Aufgabe – ansonsten ist ihm ja sicherlich fad.
    Also ihr Urlauber: noch schöne Tage oder Wochen.
    schöne Grüße

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