Heute sind wir tatsächlich um 6 Uhr geweckt worden und genossen den Ausblick durch unser Heckfenster. Die Sonne schien und der Gletschersee funkelte in seiner eisblauen Farbe. Waschen, Zähne putzen, anziehen, Rucksack packen und los ging es. Frühstücken würden wir später, da wir gerne allein am Gletscher sein wollten, damit Andreas in Ruhe fotografieren kann. Bei Aufstieg war es noch etwas kühl, aber durch Zwiebellook waren wir gut gerüstet. Andreas hatte jede Menge Fotoausrüstung mit v.a. auch ein Stativ und ich ein zweites Paar Schuhe und meine Wanderstöcke. Der Weg war gut gekennzeichnet, sodass Andreas sein Tempo gehen konnte und ich meines. Ich brauchte für die Strecke doppelt so lange wie er und bin stolz auf mich, dass ich den ganzen Weg bis zum ewigen Eis geschafft habe. Andreas war noch stolzer, da er fix damit gerechnet hat, dass ich umgekehrt wäre und im Auto sitze.
Seine Befürchtungen kann ich verstehen, da die ersten 1,5 km wirklich schwierig für mich waren. Ich bin einfach zu klein und habe zu kurze Beine, um Geländestufen zu überwinden. An manchen Stellen war die Alternative durch Wasser zu gehen, was meine neuen Giessweinwanderschuhe wunderbar mitgemacht haben. Als ich nach zwei Stürzen – einmal vorwärts und gut abgefangen und einmal rücklings auf den Hosenboden – bei der Bootsanlegestelle ankam, wurde der Weg einfacher. Die gut abgeschliffenen Steinformationen ließen sich gut begehen. An manchen steileren Stellen gab es sogar neue Holztreppen, um das Ganze einfacher zu machen. Andreas war schon eifrig beim Knipsen, als ich oben angekommen bin, Ein Selfie von uns beiden durfte natürlich nicht fehlen.
Ich hatte großen Respekt vor dem Rückweg, da ich bergab mehr Mühe und Knieschmerzen habe und auch nicht wusste, wie ich den schwierigen Wegteil schaffen sollte. Da inzwischen schon mehr los war am Berg und er nicht mehr uns alleine gehörte, beschloss ich das Boot zu nehmen. Das war eine sehr weise Entscheidung und die nicht einmal 5€ wert. Diesmal hatte ich das Boot alleine. Andreas ging alles zu Fuß und hatte diesmal auch mit dem Gleichgewicht zu kämpfen. Mir tut von meinem Sturz auf den Hosenboden der Hintern weh. Schließlich bin ich auf Steinen gelandet!
Das Frühstück hatten wir uns wirklich verdient und wir genossen das gute Gefühl etwas Besonderes erlebt zu haben. Es war schön der Sonne auf ihrer Reise zuzusehen und wie sie immer mehr von der Gletscherzunge beleuchtete. Ich fand die großen „Eiswürfel“ faszinierend, die vom Gletscher abgebrochen waren und Richtung Gletschersee schwammen. Andreas hat einen Kleineren herausgefischt und gekostet. Schmeckt tatsächlich nach gutem Wasser. Wir waren mindestens drei Stunden alleine am Berg unterwegs, dann wurden es immer mehr Leute. Ganze Gruppen kamen mit Bussen, die mit Guide und Ausrüstung geführte Gletscherwanderungen machten. Es war Zeit zu verschwinden.
Da wir gestern keine Chance hatten die Stabkirche in Borgund zu besichtigen, fuhren wir heute zu der in Urnes. Sie liegt am Ostufer des Lustrafjords und ist eine der ältesten Stabkirchen Norwegens. Stündlich kann sie mit einer Fähre erreicht werden. Wir kamen ungefähr 10 Minuten zu spät und mussten warten. Die Kirche selbst und die vielen Informationen, die wir bei der Führung bekommen haben, waren es wert. Wir hatten auch kein Problem die geplante Fähre zurück pünktlich zu erreichen.
Als nächstes Ziel stand das Norwegische Gletschermuseum auf unserer Liste. Wir sahen einen sehr schönen Film über den Jostedalbreen und den Nationalpark und besichtigten die informative und interaktive Ausstellung über Gletscher allgemein. Auch Ötzi ist dort viel Raum gewidmet, Sämtliche Informationen gibt es auch in Deutsch. Zum Abschluss besuchten wir noch die Multimediashow zum Klimawandel, die ebenfalls für uns auf Deutsch zu hören war. Bevor die Show startet, kann das Personal unter sehr vielen Sprachen die gewünschte auswählen. Kaffee und Kuchen waren ebenfalls sehr gut. Die Holzpfeiferl, die es im Museumshop gab, haben wir lieber nicht für die Enkel mitgenommen. Man will es sich ja nicht mit den Kindern verscherzen.
Die heutigen Fahrstrecke führte uns wieder entlang von Fjorden und manchmal auch herum, über Pässe und durch Tunnel. Der Längste heute war über 8km. Das Wetter war den ganzen Tag hervorragend und gefühlt sehr warm. Wir fuhren gegen Abend Richtung Geiranger und landeten überraschend in Hellesylt, von wo eine Fähre nach Geiranger fährt. Also werden wir den Fjord morgen mit der Fähre befahren und nicht mit einem Schnellboot, wie es Andreas ursprünglich geplant hatte. Das war heute die Überraschung des Tages. Die erste Fähre legt morgen um 8:00 ab und wir stehen in Sichtweite. Ich hoffe, dass wir einen Platz bekommen, aber sie sieht nicht so klein aus und so viele Frühaufsteher wird es schon nicht geben.
Andreas hat in Hellsylt festgestellt, dass irgendein Kabel beim Vorderrad hinunterhängt und lag auch schon halb unter dem Auto. Dabei stellte er fest, dass die Innenkotflügel locker sind und auch Teile fehlen. Ich denke, dass war der Geruch nach verbranntem Gummi, den ich beim bergab Fahren registriert habe. Ich dachte schon, es wären die Bremsen. Andreas hat geschraubt, mit Kabelbindern fixiert und ist zuversichtlich, dass es ohne Probleme weitergehen kann. Momentan ist er mit seinen vielen Fotos beschäftigt, die er heute gemacht hat. Es ist jetzt 23:32, beinahe taghell und eigentlich sind wir schon müde. Ich für meinen Teil gehe jetzt ins Bett.
Schlaft gut und liebe Grüße, EVA
Toll!