Heute morgen hatten wir in unserem Hotel nahe Assisi mit dem Frühstück genau so viel Glück wie gestern mit dem Abendessen. Das Haus kann man wirklich empfehlen. Gut gelaunt starteten wir Richtung Lago Trasimeno, den wir fast umrundeten. Ich denke, auch Umbrien hat noch die eine oder andere schöne Ecke, die es zu entdecken gilt, aber unser Weg führte uns weiter in die Toscana.
Mit großer Freude und auch viel Tempo ging es durch die wunderbare Landschaft. Leider kann ich euch kein Bild von einem Sonnenblumenfeld bieten, da diese alle viel zu unscharf geworden sind. Dem Tempo von Andreas und der Adventure konnte mein Fotoapparat einfach nicht folgen 😉
Da wir schon öfter in der Toscana waren, beschlossen wir vorrangig die Gegend und endlich wieder die Freiheit des Fahrens teilweise mit sehr wenig Verkehr zu genießen und nur zwei meiner Lieblingsstädte zu besuchen. Die erste Pause machten wir in Montepulciano, wo wir einen Parkplatz gleich neben einem Stadttor fanden, wo es auch ein schattiges Plätzchen zum Umziehen gab. Natürlich genossen wir einen Cappuccino und Andreas seinen Espresso dopio im berühmten Café Poliziano mit traumhafter Aussicht und einem Ambiente wie in einem Wiener Kaffeehaus. Die Preise sind auch entsprechend, wie beim Heiner in Perchtoldsdorf oder in der Wollzeile 😉
Nach einem ausgiebigen Rundgang und dem Bewundern von wirklich schönen Lederhandtaschen in allen Größen, Formen und Farben und der immer wieder aufs Neue bezaubernden Gegend, ging es zurück zum Motorrad und hinein in die mehr oder weniger verschwitzte und stinkende Montur… Meine neue Methode zur Pausenverwahrung meiner Stutzen hat sich allerdings bewährt. Ich habe sie heute einfach über Andreas Handgriffe gehängt. Nach unserem Spaziergang waren sie trocken und stinkende Socken stielt ohnehin niemand. Vorrausstetzung zum Gelingen der Aktion ist allerdings schönes Wetter 🙂 Dass es heute sehr gut war, könnt ihr auf folgendem Bild sehen:
Weiter ging die flotte, um nicht zu sagen, wilde Fahrt (aber immer auf der sicheren Seite!!!) Richtung Pienza. Die „perfekte“ Stadt müssen wir einfach besuchen, wenn wir in der Nähe sind und wir verlassen sie auch nie ohne Pecorino und diesmal auch pomodori secchi!!! Gott sei Dank schweißen die den Käse immer luftdicht ein und die Koffer sind gut isoliert, so dass ihm die Hitze nicht schadet. Momentan ruht er im Eiskasten in unserem Hotelzimmer. Hoffentlich vergessen wir ihn morgen nicht.
Pienza ist klein aber fein und in den Nebengasse gibt es immer etwas zu entdecken. Winzige Cafés oder wunderschöne Tore rechts und links mit Blumenstöcken dekoriert in Ermangelung eines Gartens:
Auch in Pienza habe ich die neue Sockenaufbewahrungsmethode mit Erfolg angewandt. Sowohl in Montepulciano als auch in Pienza sind wir wegen unserer Art zu reisen angesprochen worden. Wenn wir mit dem Motorrad unterwegs sind, lernen wir viel mehr Leute kennen, als wenn wir mit dem Auto fahren. Einerseits sprechen dich Männer an, die davon träumen, auch einmal so unterwegs zu sein, oder andere Biker, die diesmal mit der Familie unterwegs sein „müssen“ oder nur kleinere Touren machen. Ach ja, da wir gerade bei Kontakten sind. Wir haben heute erst zum 3. Mal innerhalb von 9 Tagen mit Österreichern gesprochen.
Die erste Familie trafen wir in Montenegro, als wir auf einem „Fotoplatz“ den Fjord bewunderten und ablichteten. Die Familie kam aus Güssing und war unterwegs nach Albanien. Sie haben uns angesprochen, weil der Vater gerade den neuen Wasserboxer von BMW gekauft hatte… Der zweite Kontakt war Hans auf der Fähre, ein Biker, der aus Breitenfurt kam, und das dritte Paar aus Graz schlief im selben Hotel wie wir… Je näher wieder in den Norden kommen, desto mehr Landsleute werden wir vermutlich wieder treffen…. In den letzten Tagen, seit wir in Bari angelegt haben, sind wir hauptsächlich Amerikanern und Italienern (!) begegnet.
Von Pienza aus ging es Richtung Siena, wo wir nur einen kurzen Stopp bei einem Stadttor einlegten, um uns ein wenig die Beine zu vertreten. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich massive konditionelle Mängel aufweise und am Ende eines Tages wirklich Mühe habe, meinen Hintern vom Sitz der Adventure zu bekommen, um absteigen zu können. Das Beine vertreten ist zwar gut füf meine Venen aber sonst sehr anstrengend. Bei meiner Größe und Gewichtsklasse immer zwischen Koffern, Packsäcken und Topcase, auf dem jetzt noch in einem Plastiksackerl mein Strohhut, der mir heute wieder gute Dienste geleistet hat, ein- und auszufädeln ohne den Hut zu zerstören oder das Motorrad zum Kippen zu bringen, ist wirklich Schwerstarbeit. Besonders auch für Andreas, der die Maschine halte muss.
Von Siena aus ging es vorbei an vielen weiteren bekannten Orten und, da Andreas unbedingt einen Schweizer Ferrari überholen und abschütteln musste, natürlich auch nicht gerade langsam. Aber keine Sorge, mein Mann fährt mit Herz, Hirn und Können und die Adventure ist ein gutes und sicheres Motorrad mit ABS. Bis auf die Bora am 3. Tag hatten wir noch keine gefährlichen Situationen und ich hoffe, dass es auch so bleiben wird.
In der Nähe von San Gimignano fanden wir ein sehr schönes Hotel mit Pool, in dem wir uns ungefähr 10 Minuten nach der Ankunft bereits befanden. Angenehm temperiert, menschenleer, da es schon nach 19h war, und groß genug, um schwimmen zu können. Der Blick vom Hotelbalkon geht Richtung San Gimignano und das Restaurant in der Nähe spielte alle Stückerln. Gott sei Dank essen wir nur Frühstück und Abendessen, da ich sonst meinen Protektor sicher nicht mehr in die Hose hineinstecken könnte. Das ist ohnehin immer der spannendste Augenblick in der Früh beim Anziehen – wie leicht oder schwer geht heute die Motorradhose zu???…..
Wie bereits erwähnt, hat auch unser heutiges Zimmer wieder einen Balkon zum Lüften der Kleidung. Da wir bis jetzt immer im Mai, Juni oder September bei kühleren Temperaturen unterwegs waren und meist auch kürzer, machen wir diesmal ganz neue Geruchserfahrungen mit unserer Kleidung. Die Dusche abends haben wir wirklich nötig, um den Geruch der Hosen wieder loszuwerden, wobei ich den Eindruck habe, dass sich dieser in Andreas´ Hose noch mehr festsetzt als an der Folie meines wasserdichten Anzugs. Charmant, wie ich nun einmal sein kann, meinte ich gestern, er müffelt wie ein Sandler…. Keine Sorge, ich habe mich entschuldigt 🙂
In diesem Sinne seid froh, dass der Blog geruchsfrei ist und gute Nacht
EVA, deren Göttergatte schon selig schlummert 🙂