Guten Morgen! Ich war gestern einfach zu müde, um noch den Blog zu schreiben und freue mich, dass Stockholm uns heute mit wolkenlosem, strahlend blauem Himmel begrüßt – noch. Aber lieber der Reihe nach.
Auch in Sundsvall hatten wir gestern beim Aufwachen wundervolles Wetter. Es gab zwei Orte, die ich in dieser Stadt besuchen wollte, einerseits die Pallas Konditori, ein Retrocafé mit Einrichtung und Musik aus den 50er Jahren, und das Kulturmagasinet, eine Mischung aus Museum, Galerie und Café in einigen Magazingebäuden gelegen. Wir brachen relativ früh auf, da wir unser Frühstück in der Pallas Konditori genießen wollten.
Soweit so gut. Mit nur einem Kaffee im Magen fuhren wir die paar Kilometer zum Stadtzentrum und fanden in der Nähe des Cafés auch einen Parkplatz, auf dem wir zwei Stunden parken könnten. Könnten! Es war unmöglich mittels App den Parkschein zu bezahlen. Immer wieder kam die Antwort: „Sie sind nicht berechtigt in diesem Land zu parken.“ Auch die Hilfeseite brachte uns nicht weiter. Sie empfahl ein schwedisches Konto einzurichten, gab aber keine Hinweise, wie das funktioniert. Etwas entnervt fuhren wir zurück zum Café und siehe da, in derselben Straße konnte man parken, wenn man am Parkscheinautomat zahlte. Die wunderbaren kleinen Mehlspeisen in der Pallas Konditori haben uns dann mit Sundsvall versöhnt.
Frisch gestärkt durchstreiften wir die Innenstadt mit einer großzügigen Fußgängerzone, die einerseits viele bunte Drachen für die Kinder bot und für Erwachsene beeindruckende Gebäude. Die Stadt war Ende des 19. Jahrhunderts abgebrannt und die Holzhäuser wurden beim Wiederaufbau durch pompöse Steinhäuser ersetzt. Sieht wirklich gut aus. Das Kulturmagasinet haben wir schließlich auch gefunden und wieder einmal war ich von der Architektur begeistert. Die alten Magazine waren Großteils durch Glaskonstruktionen miteinander verbunden, was unheimlich viel Licht in den Komplex brachte. Im dritten Stock des Museums gab es eine Petterson und Findus-Ausstellung, die ich mir gerne ansehen wollte. Ich mag diese Figuren aus den gleichnamigen Kinderbüchern. Leider mussten wir im dritten Stock dann feststellen, dass dafür eine Voranmeldung nötig ist. Dafür fehlte uns aber die Zeit, da unser Parkticket ablief, also musste ich es bei einer Ansichtskarte belassen. Die anderen Ausstellungen waren jedoch sehr schön.
Weiter ging die Fahrt auf unsere inzwischen sehr vertrauten E 4 auf dem Weg nach Stockholm. Das Wetter schlug wie vorhergesagt um und es wechselten Sonnenschein, Regenschauer, leichter Regen, Sonne usw. teilweise im Minutentakt. Immer wieder gaben uns Wildwechselschilder mit einem Elch darauf Hoffnung, aber der Elch kam nicht. Inzwischen zeigen sie wieder Rehe. Kein Elch für Eva :-(. An einem Rastplatz hielt plötzlich ein anderes Wohnmobil neben uns und der Fahrer deutete mir, dass ich das Fenster hinunterlassen sollte. Er wollte uns, Leute aus der Heimat, begrüßen. Der junge Mann kam auch aus Mödling und war ebenfalls am Weg nach Hause und ist uns auf den Rastplatz gefolgt, als er unser Nummernschild gesehen hatte. Wir haben ein paar Minuten nett geplaudert, dann ging es weiter. Vorher war ich noch auf dem WC. Das war der eigentliche Grund, warum wir stehen geblieben waren. Im schaukelnden Karl während der Fahrt ist das nämlich nicht lustig.
Ein weiteres kleines Erlebnis war ebenso überraschend. Wir kamen zu einem Verkehrszeichen, das ein Auto auf der Seite liegend zeigte mit dem Hinweis 1500km. Was sollte das bedeuten? Sind Autos bei starkem Wind gefährdet innerhalb der nächsten 1500km umzufallen? Noch dazu begann es einige Meter später entsetzlich zu stauen und Blaulicht war erkennbar. Des Rätsels Lösung ist einfach – es handelte sich um einen Unfall, der in Schweden als „Umfall“ angezeigt wird. Das Blaulicht kam von den Feuerwehrautos und ein umgefallenes Fahrzeug war nicht zu sehen. Der Himmel vor uns war zur Hälfte strahlend blau und zu anderen Hälfte mit dicken, dunklen Regenwolken bedeckt und es begann gleich darauf loszuschütten, als wir uns Stockholm näherten.
Der angestrebte Stellplatz war leider voll besetzt, obwohl er wirklich groß war, und wir wurden zu einem anderen weitergeleitet. Wir nächtigen derzeit auf einem Stellplatz, der am Parkplatz des Messegeländes von Stockholm eingerichtet ist. In zehn Minuten Entfernung ist die Bahnstation und damit der Weg ins Zentrum gut bewältigbar. Mit Bussen geht es dann weiter. Wir beschlossen zur Fotografiska zu fahren, einem privaten Fotomuseum, das außergewöhnliche Öffnungszeiten hat: 10h bis 23h. Das kam uns gerade Recht. Wir gingen mit dem Handy und entsprechender App als Wegweiser zur Bahn, lösten ein Ticket, das 75 Minuten für alle Verkehrsmittel in Stockholm gilt, und fuhren los. Den Bus zur Weiterfahrt fanden wir ohne Probleme und dann folgte ein kleiner Fußmarsch zum Museum. Dort läuft gerade eine große Ausstellung mit Fotos von Peter Lindbergh, der Modells wie Naomi Campell, Christie Turlington, Tatjana Patitz, Linda Evangelista und noch einige mehr groß gemacht hat. Er hat ausschließlich in schwarz weiß fotografiert und seine Bilder haben enormen Ausdruck – ein Erlebnis. Auch die anderen Ausstellungen waren wirklich sehenswert, besonders die Skulpturen von Alexander Wessely.
Es war inzwischen schon nach 21h, ich hatte nichts gegessen und wollte nicht weiter spazieren gehen, obwohl das Wetter traumhaft war. Es ist schon ungewöhnlich wie schnell das Wetter hier wechselt und dass es abends meist wunderschön und wolkenlos ist. Also suchten wir die schnellste Route zurück und fanden einen Bus, der angeblich in nur 12 Minuten Entfernung halten würde. Es war ein wenig mehr und der Bus fuhr uns vor der Nase davon. Der Nächste fuhr eine halbe Stunde später, dafür unzählige Busse nach Slussen. Ein Ticket kann man im Bus nicht mehr lösen. Man hält einfach seine Karte zum Gerät und bezahlt, einmal mit Bankomatkarte für Andreas und einmal mit seiner Kreditkarte für mich. Beim Umsteigen in den Zug funktioniert es dann so, dass man ebenfalls nur die genutzte Karte hinhält und registriert wird, dass man schon bezahlt hat und innerhalb der 75 Minuten ist. Dadurch wird nichts weiter eingezogen -hoffentlich.
Um 22:15 waren wir wieder beim Karl und ich wollte nur noch etwas essen und schlafen. Andreas verwöhnte mich, indem er Reis und ein Glas Sweet Chili wärmte und anschließend noch Erdbeeren herrichtete. Sie waren gut, kamen aber nicht an die von Norwegen heran, die viel süßer waren. Ich bin ins Bett und Andreas hat noch Fotos bearbeitet. Ich hoffe, sie sind schön geworden, aber das ist ja fast selbstverständlich. Wir werden eine weitere Nacht hier auf dem Messegelände verbringen, da es in der Nähe der Innenstadt unmöglich ist, einen Parkplatz zu finden und der Stellplatz bis 12h verlassen werden muss. Heute steht die Fahrt mit den Hop on Hop off Bus an und der Besuch vom Vasamuseum, der Altstadt und vielleicht noch von dem einen oder anderen Museum an. Mal sehen, wie lange die Energie reicht und das Wetter mitspielt.
Liebe Grüße, EVA