Heute Morgen war es zum ersten Mal kalt und ungemütlich. Nur 10° und strömender Regen hielten uns davon ab, das Samenmuseum zu besuchen. Es ist nämlich ein Freiluftmuseum. Dafür standen wir bald nach der Öffnungszeit im Geschäft des „knivsmed“, der traditionelle Samenmesser herstellt und verkauft. Man kann durch eine Glasscheibe sogar bei der Produktion zusehen. Johannes hatte vorab schon ein Messer ausgesucht, das wir nun für ihn gekauft haben. Andreas fand auch noch ein kleines Messer für feine Arbeiten, das er für sich erstand. Das Geschäft ist klein, verkauft nicht viele Produkte aber alle von höchster Qualität. Zufrieden fuhren wir weiter. (Anmerkung Andreas: Und hat eine sehr fesche, kompetente Verkäuferin 🙂 )
Von der Landschaft war nicht viel zu sehen, da alles grau in grau war und der Regen nicht nachlassen wollte. Unser nächstes Ziel war in Kautokeino Juhls Silver Gallery. Kautokeino ist mit fast 10 000km² die größte Gemeinde Norwegens. Hier leben ca. 3000 Menschen und 100 000 Rentiere und 85% der Bevölkerung sprechen Samisch. Es gibt sogar eine Samische Hochschule. Samen sind bekannt für die Herstellung von Silberschmuck und genau solcher wird in der Gallery erzeugt und verkauft. Das Gebäude ist einzigartig von der Architektur her und bietet zum Beispiel eine große Glasfront, an die der Hühnerstall grenzt, der wiederum durch weitere Glasscheiben vom Außenbereich getrennt ist, wo sich Schafe befinden.
Neben dem Silberschmuck, der in einer kleinen Werkstätte am Ende des Gebäudes hergestellt wird – man kann auch hier zusehen – werden auch noch andere Dekorationsgegenstände und Bilder von Samischen Künstlern verkauft. Der Schmuck ist traditionell mit einem Touch ins Moderne und nicht gerade billig. Es war kein Stück dabei, das mich „angesprungen“ ist und mit nach Mödling wollte. Das kommt bei Schmuck selten vor. Am besten gefallen haben mir Anhänger aus Rentierknochen mit Samischen Stilelementen eingeritzt, aber die kosteten ein Vermögen – berechtigt. Also verließ ich den Laden nur mit fünf Ansichtskarten, für die ich meine letzten Norwegischen Kronen ausgegeben hatte.
Die Fahrt ging weiter nach Finnland, wo das Wetter ein wenig besser wurde, aber es hielt nicht an. Auch hier eine gerade Straße, rechts und links Grün und immer wieder Wasser. Das war im Norwegischen Teil Lapplands auch schon so gewesen. In Norwegen hatten wir auf den 150km zwischen Karasjok und Kautokeino genau eine Kreuzung, auf der wir zwischen Rechtsabbiegen und Linksabbiegen wählen konnten. Das war’s. Sonst gibt es nur die eine Straße! In Finnland wurde nur ein wenig flacher. Andreas wollte gerne bei einem Souvenirshop stehen bleiben, aber oft sahen wir sie zu spät oder sie waren geschlossen. (Anmerkung Andreas: Oder Eva wollte nicht!) Irgendwann gelang es uns dann doch und wir gingen in einen kleinen Laden, der fast ein Museum war, so viele alte Werkzeuge waren zu bestaunen. Hier wurde ich fündig, mein Schmuckstück sprang mich an. Ein kleiner Vogel aus Silber an einer Kette und die passenden Ohrhänger dazu. Ich liebe Sets :-). Andreas schenkte mir die Kette mit Vogel und ich kaufte mir die Ohrringe. Sie sind aus der Hetta Silver Produktion, die in Finnland sehr bekannt ist.
Andreas war schon gespannt auf unser nächstes Zwischenziel, das ich ausgesucht haben soll. Wir landeten schließlich vor dem Lappland Shop in Karesuvanto. Ich war mir sicher, dass ich dort nicht hinwollte, aber da ich schon einmal da war, konnte ich auch hineingehen. Als wir weiterfuhren, wussten wir sogleich, warum Andreas diesen Wegpunkt gesetzt hatte. Wir mussten nämlich abbiegen und über eine Brücke fahren und schon waren wir in Schweden. Die weitere Strecke ist nur ganz grob vorgeplant und soll die Ostküste Schwedens entlanggehen. Bis dahin waren es aber noch fast 300km. In Schweden wurde das Wetter langsam besser und es kam tatsächlich auch wieder die Sonne hervor. Die Temperatur hatte sich auf sagenhafte 17° gesteigert und es gab immer mehr Motive, die es zu fotografieren lohnte.
Ansonsten hatte sich nicht viel verändert – eine Straße, rechts und links Grün, viel Wasser meist kleine Seen. Hin und wieder gab es Hinweisschilder, dass Elche oder Rentiere die Straße queren würden. Andreas wurde plötzlich langsamer, da er weiter vorne etwas sah. Es könnte ein Radfahrer oder ein Fußgänger sein. Ich meinte scherzhaft: „Nein, da geht der Elch.“ Als wir näher kamen, sahen wir, dass es ein Tier war; leider nicht der erhoffte Elch sondern ein Rentier, das ganz gemütlich die Straße entlanglief. Der Elch lässt noch auf sich warten.
Etwas schwieriger gestaltete sich die Stellplatzsuche, da das Jedermannsrecht in Schweden nur für Fußgänger, Radfahrer und Zelte gilt. Wohnmobile dürfen allerdings auf Parkplätzen über Nacht stehen, wenn nichts anderes angemerkt ist. Damit wir morgen nicht wieder den ganzen Tag nur fahren, beschlossen wir in Gammelstadt zu nächtigen und uns morgen die einzigartige Kirchstadt aus dem 17. Jahrhundert anzusehen. Beim Museum gibt es sogar einen Parkplatz, der allerdings eine maximale Parkzeit von 6 Stunden erlaubt. Nachdem schon ein Wohnmobil am Rande des Parkplatzes stand, wo keine Schilder mehr waren, beschlossen wir zu tanken und dann ebenfalls dort zu nächtigen. Der andere Wohnmobilfahrer aus Deutschland fühlte sich allerdings bedrängt, tat dies bestimmt und ein wenig unfreundlich kund, worauf wir wieder weggefahren sind. Es war schon 21:30 und ich wollte mich nicht ärgern und Andreas hatte auch genug. Jetzt stehen wir auf einem Parkplatz beim Supermarkt mit einem riesigen Wohnmobil aus Holland und hoffen, dass das Wetter morgen ein wenig besser ist. Wenn es regnet, werden wir die kleinen Holzhäuser wohl nicht besichtigen.
Ich wünsche euch eine gute Nacht und viel Freude mit den Fotos von Andreas. Eines habe ich bereits gesehen – sucht nach dem Topf voll Gold. Alles Liebe, EVA