Andreas und ich waren beide gegen 1/4 8h wach und blieben noch ein wenig im Bett liegen. Wir hatten in der Nacht nicht eingeheizt – schließlich waren wir ja nicht im Waldviertel – aber es war doch ein wenig kühl im Karl. Also drehte ich die Heizung auf und wir warteten, bis es ein wenig gemütlicher war. Andreas suchte die Fotos für den Blog aus und wurde von mir gefüttert. Ich wollte nicht, dass er mit fettigen Fingern die Tastatur des neuen MacBook Pro angreift. Den Kaffee durfte er alleine trinken. Da ich den Blog ja schon fertig hatte, konnte ich ganz gemütlich frühstücken.
Nachdem wir mit unseren Morgenaktivitäten fertig waren, wurde alles auf- und weggeräumt und wir fuhren zur Autobahn und erstmal auf der A13 Richtung Berlin. Im Radio hörten wir, dass es zwischen Berlin und Dresden Stau wegen eines Unfalls geben sollte, der Gott sei Dank nicht uns betroffen hat. Wir sahen nur die Einsatzfahrzeuge und das Blaulicht in der Gegenrichtung und ein Auto auf dem Dach liegen. Wenig später ereilte uns das Stauschicksal, dass es zu einer Verengung der Fahrbahn kam und manche Autofahrer das Reißverschlussprinzip noch immer nicht beherrschen oder ignorieren. Eine große Gruppe von Harleyfahrern auf der Spur neben uns brachte etwas Abwechslung. Ich habe 15 Motorräder gezählt und die Fahrer kamen von zwei unterschiedlichen „Gangs“. Die einzige Dame hatte kein entsprechendes Outfit. Vielleicht sind die Jacken und Gilets mit Aufschrift, ja den Männern vorbehalten und Frauen nur geduldet?!
Berlin haben wir nicht wie 2020 auf der Autobahn umfahren, sondern wir sind diesmal mitten durch – eine endlose Südosttangente. Ich war erstaunt, wie viele Flughäfen es in Berlin gibt. Wir waren inzwischen im zweiten deutschen Bundesland unserer Reise angekommen. Auf einem Rastplatz machten wir eine Kaffeepause und Andreas holte aus dem Shop eine Mehlspeise dazu und zwei Brezen. Das war dann gleich unsere Mittagessen. Unser Zwischenziel war heute Schwerin, die Hauptstadt von MeckPomm. Idealerweise gibt es einen Parkplatz für Wohnmobile nahe der Altstadt und des berühmten Schlosses.
Wir ließen Karl neben anderen Wohnmobilen zurück und machten uns auf zum Wasserschloss. Ich hatte Glück, dass der Bus für die Stadtrundfahrt in wenigen Minuten ablegen würde und die Dauer mit ca. einer Stunde von Andreas als nicht zu lang empfunden wurde. Ich bin froh, dass wir mitgefahren sind und im offenen Oberdeck des Doppeldeckerbusses sitzen konnten. Lutz chauffierte uns und Uschi hatte viel Wissenswertes zu erzählen. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass das Schloss und ein ganzes Viertel auf Pfählen steht wie Venedig und dass Schwerin so viele Seen hat, die alle miteinander verbunden sind. Die meisten Pfähle sind aus Fichtenholz und die gesamte Stadt wurde in den letzten Jahren aufwendig restauriert und soll in altem Glanz erstrahlen, um in die Liste der Weltkulturerbe aufgenommen zu werden.
Leider wurde vieles zerstört, weil die Entscheidungsträger in der DDR andere Vorstellungen hatten oder musste auf Grund der schlechten Bausubstanz abgerissen werden. Von den Gebäuden der Speicherstadt ist kaum mehr etwas vorhanden, dafür schießen dort neue Wohnblöcke wie die Schwammerl aus dem Boden. Zu viel Neues für unsere Fremdenführerin und zu teuer für die Einheimischen. Ein großer Teil der Bevölkerung ist nach der Wende abgewandert und ich denke, die rege Bautätigkeit soll junge Familien nach Schwerin bringen.
Uschi hatte uns im Bus noch nahegelegt, dass wir unbedingt den Burggarten des Schlosses ansehen sollten, weil er so schön ist und es dort so tolle Bäume gibt. Sie hatte nicht zu viel versprochen. Es ist eine wunderschöne Anlage mit riesigen Bäumen und liebevoll gestalteten Lauben und Nischen. Das Schloss selbst sieht wie ein Disneyschloss aus und beherbergt derzeit den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern. Es gibt auch sehr viele vergoldete Figuren und andere Verzierungen. Das Gold soll angeblich der billigste Baustoff des Schlosses sein, da es ca. 70 Jahre hält. Alles andere muss in viel kürzeren Abständen renoviert werden. Nach dem Spaziergang im Park sind wir noch in die Altstadt und haben uns ein paar Dinge, die uns bei der Rundfahrt aufgefallen sind, aus der Nähe angesehen. Besonders nett ist der Pfaffensee, der ein wenig an die Binnenalster in Hamburg erinnert. Er hat auch einen Springbrunnen und entsprechende Stufen bekommen. Alles in allem war Schwerin die Fahrtunterbrechung wert.
Da es mit 17 Uhr noch früh am Tage war, beschlossen wir bis Flensburg zu fahren und uns dort einen Stellplatz zu suchen. Den Abstecher nach Lübeck, um Marzipan zu kaufen, würden wir am Rückweg machen. Wir peilten einen Stellplatz am Hafen an und bekamen wahrscheinlich den letzten Platz. Es kostet diesmal nichts, aber es gibt auch nichts – kein Wasser, keine Entsorgung, kein Strom – man darf auch nur eine Nacht stehen. Passt wunderbar – wir sind autark, was den Strom betrifft, haben noch genug Wasser mit und das Kassettenklo ist noch nicht voll. Das Geschrei der Möwen stört mich auch nicht :-). Flensburg liegt in Schleswig-Holstein, dem vierten deutschen Bundesland unserer Reise. Morgen geht es dann über die Grenze nach Dänemark und vermutlich bis irgendwohin in Schweden.
Wir sind heute durch sehr unterschiedliche Landschaften gefahren. Zuerst war sehr viel Wald, dann wurde es flacher und es gab die für mich typischen Alleen und endlosen Felder des ehemaligen Ostdeutschlands. Gestern in Tschechien und auch in der Gegend um Dresden waren es viele Sonnenblumenfelder, je weiter nördlich desto mehr Getreide wird angebaut. Interessanter Weise sieht man kaum Kühe. Störche, Hasen und Rehe konnte ich sehen und auch ein paar Pferde. Kühe auf der Weide gab es dann erst in Schleswig-Holstein. Was man häufig sieht sind Windräder und auch ganze Felder mit Sonnenkollektoren. Beeindruckend für mich war auch die Brücke über den Nord-Ostsee-Kanal. Leider gibt es davon kein Foto. Vielleicht schaffen wir es beim Zurückfahren.
Andreas ist wieder mit der Kamera unterwegs, um Eindrücke von Flensburg einzufangen. Die Schnelligkeit des MacBooks Pro fasziniert ihn so sehr, dass er wahrscheinlich noch mehr Fotos macht. Heue ist es deutlich früher als gestern und es besteht auch keine Gefahr, dass er wieder nass wird. Wir haben fast wolkenlosen Himmel :-). Heute Morgen fühlten wir uns, als ob wir die Nacht durchgemacht hätten. Ich hoffe, dass es morgen früh besser ist. Wir sind eindeutig nicht mehr die Jüngsten 😉
Ich wünsche euch allen eine gute Nacht und hoffe, dass ihr fleißig mitlest. Alles Liebe, EVA
P.S.: Falls ihr euch über meine dunkel Haarfarbe wundert: der Friseur hatte keinen Termin mehr für mich, also habe ich Elisabeth gebeten, mir beim Tönen zu helfen. Ich dachte dunkelbraun wäre in Ordnung und habe nicht damit gerechnet,, dass es fast schwarz wird. Es wäscht sich aus und nach dem Urlaub wird dann auch geschnitten….
Wunderbar dein Blog und die Fotos sowieso!