Heute in der Früh wachte ich ziemlich verwurschtelt in meinem Schlafsack auf. Ich bin ein unruhiger Geist, der sich in der Nacht mehrfach umdreht, aber keine Schlafsackerfahrung hat. Daher habe ich mich nicht wie ein „Hotdog“ als Ganzes gedreht, sondern versucht mich innerhalb des Schlafsackes zu drehen – das geht auf Dauer nicht gut. Dennoch habe ich im Gegensatz zu Andreas sehr gut geschlafen. Er hörte viel mehr Geräusche als ich, die ihn aufwachen ließen und ärgerte sich darüber, dass er seine geplanten Nachtaufnahmen nicht machen konnte. Es wurde nie wirklich finster, der Himmel war stark bewölkt, also auch keine Sterne, viel zu viele Moskitos, die Eva in den Schlafsack trieben usw…..
Er hat sich das Campen eindeutig anders vorgestellt – ich auch. Mir hat es viel besser gefallen als im Vorfeld angenommen. V.a. die Freiheit so in der Natur weit weg von anderen Menschen hat es mir angetan. Da stört sich niemand daran, wenn du nackt durch die Gegend läufst und den Wind an deine Haut lässt. Sonne gab es leider keine, sonst wäre ich weiter als bis zu den Knien im See gestanden oder sogar geschwommen. Das Loch ist zwar kalt, aber nicht kalt genug, um mich bei Sonnenschein vom Schwimmen abzuhalten. Bei bedecktem Himmel reichte es nur zum Waschen und Erfrischen und einem unglaublichen Gefühl von Freiheit 😉
Das Frühstück nahmen wir wegen der lästigen Moskitos lieber im Zelt ein, was sich als sehr schlau herausstellen sollte. Bald hörten wir nämlich die ersten Regentropfen auf das Zeltdach klopfen…. So begannen wir halt auf knapp 3 m² alles zusammenzupacken und meinen Koffer umzupacken. Die kleine Kollision mit der Steinmauer hatte nämlich zur Folge, dass der Rahmen etwas verbogen ist und zwischen Kofferwand und Deckel nun eine Lücke klafft. D.h. mein iPad musste in Andreas sicher dichten Koffer und alles, was ich noch nicht in Plastiksackerl hatte, wie mein gesamtes Gewand, wurde Spritzwasser sicher verpackt. Als wir mit allem fertig waren, hörte der Regen für einige Zeit auf, sodass Andreas das Motorrad durch das hohe, nasse Gras zur Straße fahren und das Zelt (diesmal sogar mit meiner Hilfe 😉 ) abbauen konnte. Sicherheitshalber zogen wir beim Blick in Fahrtrichtung lieber gleich das Regengewand an, das uns noch gute Dienste leisten sollte.
Die Fahrt durch das tiefste Schottland und später wieder zurück auf der North & West Highlands Tourist Route zeigte uns Schottland von seiner einsamsten aber wahrscheinlich auch schönsten Seite. Auch wenn es viel geregnet hat, gab es immer wieder Abschnitte ohne Regen und sogar ein wenig Sonnenschein. Da die Temperatur angenehm zwischen 15,5 und 19° lag und es nicht in Strömen geregnet hat, machte es uns wenig aus. Ein paar Landschaftsaufnahmen zeigen euch einen kleinen Ausschnitt von dem, was wir heute zu sehen bekommen haben.
Irgendwann war es dann wieder Zeit für eine Pause und wir sahen einen Wegweiser zum cocoa mountain café – das klang einladend und stellte sich als absoluter Volltreffer heraus. Ein Kaffeehaus mit hervorragendem Kaffee in ansprechender Größe und dazu handgemachte Pralinen oder Schokolade…. das war Verführung pur. Das cocoa mountain café ist die zweite kulinarische Empfehlung, die wir guten Gewissens aussprechen können, falls sich jemand von euch einmal nach Balnakeil verirrt. Noch ein Geheimtipp: die Produkte können auch im Internet geordert werden: www.cocoamountian.co.uk und auch die Bedienung ist nett :-). Diese wird vermutlich nicht mitgeschickt ;-).
Frisch gestärkt mit ein wenig schlechtem Gewissens wegen des Blutzuckerspiegels ging es weiter und noch einmal in eine heftige Regenfront, was der Stimmung jedoch keinen Abbruch tun konnte. Kurz nach 16h kamen wir dann in Gairloch an, wo wir im Gairloch Hotel ein nettes Zimmer bekamen. Das Hotel liegt mit Blick auf den Atlantik, ist ein ziemlich traditioneller alter Kasten mit moderatem Preis.
Wir konnten im Haus ein drei Gänge Dinner genießen und wieder einmal hieß es: wait, you will be seated…. Der Tisch war cool mit Blick aufs Meer und das Essen wieder einmal sehr gut. Inzwischen spielt Tanzmusik und ich hoffe, dass ich Andreas noch zu einem Tänzchen überreden kann ;-). Da wir in der Lobby sitzen, wo es freien Internetzugang gibt, kann ich alles hören, was im Nebenraum so gespielt wird und mitwippen… Ich bin zuversichtlich, dass es wenigstens einen Tanz geben wird, da mich mein Mann sehr lieb hat :-). Ich habe heute schon eine Kette mit zwei ineinander geschlungene Herzen mit Swarowskikristallen bekommen, weil sein Herz so an meinem hängt… dem gibt es wohl nichts mehr hinzuzufügen 🙂
Haltet mir die Daumen und ich wünsche euch eine gute Nacht
EVA
P.S.: Bis heute sind wir 3108 km gefahren
Der Regen war das Zeichen Schottlands, dass du wieder in die Wäsche hüpfen sollst! 😛
„Das ist doch gutes schottisches Wetter, der Regen fällt beinahe lotrecht!“ 😉