Tag 9 – unterirdisch und in der Höhe

Der Trick mit dem Knirps funktionierte gestern erst mit ein wenig Verspätung, da es in der Früh feuchtfröhlich vor sich hin regnete und später nur mehr nieselte. Ein neues Gesicht beim Frühstückstisch erzählte uns, dass er sich wie zu Hause in Irland fühlte, es sieht so aus und es regnet genau so. Ich konnte dem nur zustimmen.

Der erste Punkt unseres Schlechtwetterprogramms, war die Sygun Copper Mine in Beddgelert. Sobald man das Ticket gekauft und den Helm aufgesetzt hat, darf man die stillgelegte Mine selbstständig begehen. Begleitet wird man von einem Soundtrack, der einem die Arbeitsgeräusche einer Kupfermine vermittelt. Beim Pfeifen war ich mir anfangs nicht sicher, ob Andreas vor sich hinpfeift oder ob es vom Band kommt. An mehreren Stellen gab es auch Hinweistafeln mit Druckknöpfen, um sich Kommentare anzuhören. An zwei Stellen gibt es auch gut ausgeleuchtete kleine Höhlen mit Tropfsteinen.

Meine Höhlenbegehung endete an der Treppe mit den 186 Stufen, die zum oberen Minenausgang führte. Das wollte ich meinem Knie, das gestern ohnehin einen schlechten Tag hatte, nicht zumuten. Andreas meinte, dass es eine kluge Entscheidung gewesen wäre und ich nicht wirklich etwas versäumt hätte. Der Rückweg zum Café und unvermeidlichen Shop (ich liebe sie 😉) führte außerdem steil bergab durchs Gelände. Das wäre der Tod für meine Knie gewesen.

Aufgewärmt von einer Tasse Kaffee und etwas getrocknet – in der Mine tropfte es ständig von der Decke und auch ich musste phasenweise den Kopf einziehen, da ich trotz Gnomgröße mit dem Helm an die Balken gestoßen bin – setzten wir unsere Fahrt im Nieselregen fort. Unser nächstes Ziel war Portmeirion, die künstliche Stadt am Meer. Clough William Ellis hat die Stadt Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut, um zu zeigen, wie ein schöner Standort entwickelt werden kann ohne ihn zu zerstören.

Diese künstliche Stadt ist definitiv Geschmackssache und den angeblich italienischen Stil kann ich nicht erkennen. Sie ist auf alle Fälle ein Touristenmagnet. Es fand sogar gerade eine Hochzeit statt. Der Bräutigam und einige andere Männer im Kilt, die Brautjungfern in Weinrot und die Damen entweder very British gut behütet oder in grellfarbenen Kleidern und alle Damen in high heels, mit denen sie den steilen Abgang zum Lokal, wo die Tafel stattfand, kaum meistern konnten. Es war eine amerikanisch-schottische Hochzeit, die irgendwie in die Stadt passte.

Was Portmeirion auf alle Fälle zu bieten hat, ist eine grandiose Zufahrt mit Hortensienbüschen in allen möglichen Farben. So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich kenne Hortensien als Stock zum Muttertag in rosa oder blau, manchmal auch in weiß. Die Größe der Stöcke hier und die Farbenpracht ist wohl einzigartig. Neben den Hortensien gibt es zahlreiche Cafés und Geschäfte, die alles andere als Ramsch verkaufen. Da hätte ich mir schon das eine oder andere Stück gefunden und beschränkte mich dann auf ein Chutney. Die Kapazitäten auf dem Motorrad sind ja auch beschränkt.

Das Wetter hatte sich inzwischen deutlich gebessert, es scheinte sogar schon die Sonne und wir steuerten unserem nächsten Ziel, der Stadt Corris entgegen. Dort besichtigten wir das sehr kleine Eisenbahmuseum und das Craft Center, das ein wenig enttäuschend war. Ich hatte mir mehr Kunsthandwerk erwartet. Zwei Geschäfte waren jedoch herausragend, einerseits der Laden mit dem entzückenden Holzspielzeug, der auch einen netten Besitzer hatte, und andererseits das Schmuckgeschäft. Unnötig zu erwähnen, dass ich mich mit dem Allerschönsten beschenkt habe 😊.

Um ca. 17 Uhr starteten wir bei angenehmen Temperaturen und Sonnenschein den schönsten Teil des Tages. Wir fuhren in die Berge über eine einspurige Straße auf die Passhöhe Bwich y Groes (Pass des Kreuzes) und weiter durch eine traumhafte Landschaft ähnlich den Highlands in das Land der rosaroten Schafe auf einem Plateau und kamen kurz nach 19 Uhr bei unserem Supermarkt an.

Unser Abendessen nahmen wir im Garten ein. Es gibt eine kleine Anhöhe mit Tisch und Bänken, von wo aus man einen guten Überblick über den Garten und die Umgebung hat. Es war zwar schon ein wenig kühl, aber dennoch ein schöner und würdiger Abschluss des Tages. Da wir beide sehr müde waren, habe ich beschlossen den Blog erst in der Früh zu schreiben und Andreas nicht mehr mit den Fotos zu quälen. Er wird sie mir sicher gerne einfügen, wenn er einmal aufgewacht ist. Um 8 Uhr gibt es ja Frühstück, das letzte in Bryn Elltyd 😢

Ich wünsche euch einen schönen Tag, Eva

3 Replies to “Tag 9 – unterirdisch und in der Höhe”

    1. Die Schafe haben hier immer riesige Farbflecken aufgemalt, damit man weiß, wem sie gehören. Hier hatten alle rote Punkte und nach dem Scheren schauen die ganzen Schafe dann rosa aus.

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