Nur mehr 999 km und wir sind am Nordkap. Heute haben wir nur wenige Kilometer absolviert, da das Fotografieren im Vordergrund stand. Wir hatten beide sehr gut geschlafen und nicht gemerkt, dass sich nachts noch ein Auto mit Dachzelt neben uns eingeparkt hat. Sie müssen sehr leise aufgebaut haben und haben in der Früh noch geschlafen, als wir bald nach 9h aufgebrochen sind. Der Wetterbericht hat Sonnenschein ab der Mittagszeit versprochen, der dann tatsächlich auch eingetroffen ist.
Heute haben wir einige Brücken überquert, kleiner und größere und manche in Form einer Sinuskurve. Den Strand von Ramberg ließen wir links liegen, da das Wetter nicht gut genug für einen Besuch oder Fotos war, dafür besuchten wir die kleine, rote Kirche etwas außerhalb, besser gesagt den Garten darum herum. Die Kirche selbst wird erst um 10h geöffnet und solange wollten wir nicht warten. Wir fuhren weiter zum Nusfjord.
Wir hatten Glück und bekamen den letzten freien Parkplatz, da man ins Dorf nicht hineinfahren darf. Sie bitten auch um Eintrittsgeld, um sich die 150 Jahre alten, gut restaurierten roten Häuser, die Schiffe und Geschäfte ansehen zu können. Es gibt auch eine Bäckerei, die seit 1877 besteht, und noch heute in Betrieb ist. Dort kann man an kleinen Tischen Kaffee trinken und eine typische Mehlspeise mit und ohne Zimt bekommen. Es riecht herrlich. Auf jedem Tisch steht ein Ständer mit Zettel, wo gebeten wird, den Tisch sofort zu verlassen, wenn man fertig ist, da sie nur drei Tische haben, damit auch andere zum Zug kommen. Da viel Betrieb war, haben wir unseren Kaffee dann im Pappbecher mitgenommen und Platz gemacht. Wir besuchten auch noch eine Galerie, die Bilder, Statuen, Keramik und Drucke von norwegischen Künstlern und Künstlerinnen ausstellt. Einige der Drucke waren von Königin Sonja und haben mir sehr gut gefallen. In dem kleinen Gemischtwarenladen mit Café, den wir uns auch noch angesehen haben, gab es auch Decken und Capes mit Motiven von Königin Sonja zu kaufen. Die Qualität hervorragend, ganz weiche Wolle, aber für meine Geldbörse doch ein wenig zu teuer.
Inzwischen war es schon deutlich schöner und wärmer geworden und die nächsten Kilometer machten wir immer wieder Halt, damit Andreas mit Stativ, Kamera und Fiterset ausrücken und die Landschaft richtig ins Bild setzen konnte. Das Schwierigste war immer einen Parkplatz zu finden, wenn er wieder ein besonderes Motiv entdeckt hatte. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg und wenn es ein längerer Fußweg ist. Ich machte meist ein Foto mit dem Handy von ihm, wenn er in Aktion war, „making of“ Fotos sozusagen. Um 15 Uhr legten wir an einem großen Rastplatz eine Pause ein und verzehrten ein verspätetes Mittagessen. Wir hatten uns ja in der Bäckerei schon mit Kaffee und Mehlspeise verwöhnt. Unseren Mist konnten wir dort auch loswerden.
Als uns der Wegweiser auf die Ortschaft Henningsvaer hinwies, bogen wir ab und folgten der Straße. Die Gegend scheint sehr beliebt zu sein, da die Straße stark befahren war und auch soweit es möglich war, rechts und links geparkt wurde. Es gab sogar einen gut erreichbaren Strandabschnitt mit mutigen Leuten im Wasser. Leider gab es keinen Parkplatz mehr. Im Ort selbst parkten wir uns bei der Galleri Lofoten ein und sahen uns die älteren und moderne Werke norwegischer Künstler an. Speziell die modernen Werke gefielen mir sehr gut. Auch im hohen Norden gibt es tolle Kunst!
Das letzte Stück der Strecke führte uns nach Svolvaer, die Lofotenhauptstadt. Es hatte zugezogen und als wir im Zentrum außerhalb der Fußgängerzone parkten, begann es zu regnen. Wir wollten aber unbedingt wissen, wann morgen eine Fahrt mit dem Ausflugsboot in den Trollfjord möglich sein wird. Es gibt mehrere Anbieter und auch Möglichkeiten. Andreas tendiert momentan eher zu einem coolen Schnellboot, wo man sich die ganze Zeit festhalten muss. Ich möchte es lieber vom Wetter abhängig machen und stelle es mir auch anstrengend vor, sich eine Stunde lang anzuhalten. Und war macht dann die Fotos? Entscheiden müssen wir uns erst morgen und das Wetter muss auch viel besser werden.
Wir sind dann wieder aus der Stadt hinausgefahren, da der örtliche Stellplatz in einer hässlichen Gegend weit weg vom Zentrum liegt und auch sehr bevölkert war. Jetzt stehen wir am Wasser und hätten eine gute Aussicht, wenn es nicht noch immer regnen würde. Keine Fotos mehr möglich oder eigentlich nur nichtssagende Regenbilder. Morgen soll es wieder besser sei, allerdings sehr kalt. Es sind nur 13° prognostiziert. Nicht so angenehm, aber besser als nass.
Was haben wir heute sonst noch gemacht? Das Zisterzienserinnenkloster haben wir nicht gefunden und noch einmal zurückfahren, um es dann zu erkennen, nachdem ich es gegoogelt hatte, wollten wir auch nicht. Ein paar Museen haben wir ausgelassen, da man sich wirklich nicht alles ansehen und jedes Mal Eintritt zahlen kann. Wir waren wieder einmal Lebensmittel einkaufen, da unser Kühlschrank sehr klein ist. Gemüse bleibt bis auf Paradeiser ziemlich auf der Strecke, da ich mich weigere für eine mickrige norwegische Gurke über 3€ zu zahlen. Ich gebe viel Geld für Ansichtskarten aus. Manche verschicke ich auch, aber die meisten sind für mich zur Erinnerung. Das Fernglas ist immer häufiger im Einsatz und wir entdecken auch immer wieder Tiere im Meer, in den Fjorden oder auf dem Land, aber meist sind sie doch so weit weg, dass wir sie nicht eindeutig identifizieren können. Wir versuchen auch herauszufinden, welches Tier gerade am Achtung Wildwechsel-Schild abgebildet ist. Wir haben schon Kühe, Schafe, Hirsche, Rentiere und Elche erkannt. Über den Weg gelaufen sind uns hauptsächlich Schafe und einmal ein Rentier. Heute waren es Graugänse, wieder ohne Niels Holgerson.
Andreas hat jetzt die Route ein wenig adaptiert und zwei Fähren rausgenommen. Das Navi berechnet immer die kürzeste Strecke, weiß aber nicht, dass es manchmal zu längeren Wartezeiten kommt, so dass man am Landweg schneller ist. Außerdem konnten wir einen Programmpunkt und damit 100km „Umweg“ streichen, da der Eisdom erst wieder im Dezember öffnet. Mit dem Bearbeiten und Auswählen der Fotos für den heutigen Blog ist er wohl noch ein bisschen beschäftigt. Er hat sich heute ausgetobt, obwohl er meinte, dass die Ausbeute für die viele Zeit, die es gebraucht hat, nicht so groß ist. Er ist auch sehr kritisch mit sich.
Schönen Abend noch und gute Nacht, EVA