Tag 8 – der Regen ist zurück
Heute in der Früh wachte ich ziemlich verwurschtelt in meinem Schlafsack auf. Ich bin ein unruhiger Geist, der sich in der Nacht mehrfach umdreht, aber keine Schlafsackerfahrung hat. Daher habe ich mich nicht wie ein „Hotdog“ als Ganzes gedreht, sondern versucht mich innerhalb des Schlafsackes zu drehen – das geht auf Dauer nicht gut. Dennoch habe ich im Gegensatz zu Andreas sehr gut geschlafen. Er hörte viel mehr Geräusche als ich, die ihn aufwachen ließen und ärgerte sich darüber, dass er seine geplanten Nachtaufnahmen nicht machen konnte. Es wurde nie wirklich finster, der Himmel war stark bewölkt, also auch keine Sterne, viel zu viele Moskitos, die Eva in den Schlafsack trieben usw…..
Er hat sich das Campen eindeutig anders vorgestellt – ich auch. Mir hat es viel besser gefallen als im Vorfeld angenommen. V.a. die Freiheit so in der Natur weit weg von anderen Menschen hat es mir angetan. Da stört sich niemand daran, wenn du nackt durch die Gegend läufst und den Wind an deine Haut lässt. Sonne gab es leider keine, sonst wäre ich weiter als bis zu den Knien im See gestanden oder sogar geschwommen. Das Loch ist zwar kalt, aber nicht kalt genug, um mich bei Sonnenschein vom Schwimmen abzuhalten. Bei bedecktem Himmel reichte es nur zum Waschen und Erfrischen und einem unglaublichen Gefühl von Freiheit 😉
Das Frühstück nahmen wir wegen der lästigen Moskitos lieber im Zelt ein, was sich als sehr schlau herausstellen sollte. Bald hörten wir nämlich die ersten Regentropfen auf das Zeltdach klopfen…. So begannen wir halt auf knapp 3 m² alles zusammenzupacken und meinen Koffer umzupacken. Die kleine Kollision mit der Steinmauer hatte nämlich zur Folge, dass der Rahmen etwas verbogen ist und zwischen Kofferwand und Deckel nun eine Lücke klafft. D.h. mein iPad musste in Andreas sicher dichten Koffer und alles, was ich noch nicht in Plastiksackerl hatte, wie mein gesamtes Gewand, wurde Spritzwasser sicher verpackt. Als wir mit allem fertig waren, hörte der Regen für einige Zeit auf, sodass Andreas das Motorrad durch das hohe, nasse Gras zur Straße fahren und das Zelt (diesmal sogar mit meiner Hilfe 😉 ) abbauen konnte. Sicherheitshalber zogen wir beim Blick in Fahrtrichtung lieber gleich das Regengewand an, das uns noch gute Dienste leisten sollte.
Die Fahrt durch das tiefste Schottland und später wieder zurück auf der North & West Highlands Tourist Route zeigte uns Schottland von seiner einsamsten aber wahrscheinlich auch schönsten Seite. Auch wenn es viel geregnet hat, gab es immer wieder Abschnitte ohne Regen und sogar ein wenig Sonnenschein. Da die Temperatur angenehm zwischen 15,5 und 19° lag und es nicht in Strömen geregnet hat, machte es uns wenig aus. Ein paar Landschaftsaufnahmen zeigen euch einen kleinen Ausschnitt von dem, was wir heute zu sehen bekommen haben.
Irgendwann war es dann wieder Zeit für eine Pause und wir sahen einen Wegweiser zum cocoa mountain café – das klang einladend und stellte sich als absoluter Volltreffer heraus. Ein Kaffeehaus mit hervorragendem Kaffee in ansprechender Größe und dazu handgemachte Pralinen oder Schokolade…. das war Verführung pur. Das cocoa mountain café ist die zweite kulinarische Empfehlung, die wir guten Gewissens aussprechen können, falls sich jemand von euch einmal nach Balnakeil verirrt. Noch ein Geheimtipp: die Produkte können auch im Internet geordert werden: www.cocoamountian.co.uk und auch die Bedienung ist nett :-). Diese wird vermutlich nicht mitgeschickt ;-).
Frisch gestärkt mit ein wenig schlechtem Gewissens wegen des Blutzuckerspiegels ging es weiter und noch einmal in eine heftige Regenfront, was der Stimmung jedoch keinen Abbruch tun konnte. Kurz nach 16h kamen wir dann in Gairloch an, wo wir im Gairloch Hotel ein nettes Zimmer bekamen. Das Hotel liegt mit Blick auf den Atlantik, ist ein ziemlich traditioneller alter Kasten mit moderatem Preis.
Wir konnten im Haus ein drei Gänge Dinner genießen und wieder einmal hieß es: wait, you will be seated…. Der Tisch war cool mit Blick aufs Meer und das Essen wieder einmal sehr gut. Inzwischen spielt Tanzmusik und ich hoffe, dass ich Andreas noch zu einem Tänzchen überreden kann ;-). Da wir in der Lobby sitzen, wo es freien Internetzugang gibt, kann ich alles hören, was im Nebenraum so gespielt wird und mitwippen… Ich bin zuversichtlich, dass es wenigstens einen Tanz geben wird, da mich mein Mann sehr lieb hat :-). Ich habe heute schon eine Kette mit zwei ineinander geschlungene Herzen mit Swarowskikristallen bekommen, weil sein Herz so an meinem hängt… dem gibt es wohl nichts mehr hinzuzufügen 🙂
Haltet mir die Daumen und ich wünsche euch eine gute Nacht
EVA
P.S.: Bis heute sind wir 3108 km gefahren
Tag 9 – vom Atlantik zu Skyfalls
Heute in der Früh kamen wir in einen ziemlich vollen Frühstücksraum, in dem das Durchschnittsalter ca. bei 75 Jahren lag. Wir sind richtig aufgefallen :-), v.a. auch deshalb, weil ein anderes noch jüngeres Paar an dem uns zugewiesenen Tisch saß und die Aussicht aufs Meer genossen hat und vom Ober gebeten wurde, den Platz für uns freizumachen. Frei nach dem Motto „Ordnung muss sein!“
Nach dem hervorragenden Frühstück ging es bei bewölktem Wetter los, 40 km in Richtung eines Leuchtturms, der nur mehr über eine nicht öffentliche Straße zu erreichen ist. Andreas konnte zum ersten Mal die schon lange erwarteten Highlandrinder bewundern und ich genoss die Aussicht auf einen türkisfarbenen Atlantik, der weiter draußen in Kobaltblau überging. Die Aussicht und das letzte Stück Fußweg haben sich ausgezahlt.
Andreas nutzte auch die Gelegenheit, um endlich sein Makroobjektiv ausprobieren zu können.
Wie die Straße ungefähr ausgesehen hat, auf der das Fahren wirklich Spaß macht, solange dir keiner entgegenkommt, könnt ihr am folgenden Foto sehen:
Hier und in den Highlands ist das häufigste Verkehrsschild „Passing Place“, das die Stellen kennzeichnet, wo die Straße breit genug ist, dass ein Fahrzeug passieren kann. Ansonsten dominiert mein Lieblingsschild „reduce speed now“, das als eine rechteckige, knallrote Tafel bei fast jedem “ Achtung gefährliche Kurve“ Schild und jeder anderen passenden Gelegenheit montiert ist.
Unser Weg führte uns weiter in den Süden und führte zu Begegnungen mit wirklich netten und freundlichen Schotten. Zuerst in einem Gasthaus, wo wir eine kurze Mittagsrast eingelegt haben und Andreas für Fotozwecke eine riesige Flasche Whisky stemmen durfte, und dann an einer Tankstelle, wo sich der Tankstellenbesitzer/-pächter die besten schottischen Butterkekse nicht bezahlen ließ, sondern sie mit den Worten „from me to you“ zu mir herschob ;-).
Die Gegend war wieder sehr schön, in der Ferne waren sogar Berge mit letzten Schneefeldern!!! zu sehen, und das Fahren ermüdend. Also legten wir an einem Aussichtspunkt eine kurze Rast ein. Ich fotografierte Andeas, die Japaner sein Motorrad und die kleine Chinesin ließ sich mit unserem Motorrad ablichten.
Am Parkplatz fiel uns auch zum ersten Mal auf, dass der Reifen bereits Spuren der Beanspruchung zeigt. Eingeweihte werden erkennen, worum es sich handelt. Für Laien – kein Grund zur Sorge, der Reifen ist nicht beschädigt und noch lange nicht abgefahren!
Nachdem sich Andreas wieder fit fühlte, ging es weiter an hübschen Gebäuden vorbei zum Loch Etive, wo vor ein paar Jahren der letzte James Bond – Skyfall – gedreht wurde.
Während Andreas unbedingt ans Ende der Straße in John O’Groats musste, das er aus „the long way down“ einer Fernsehserie mit Ewan McGregor und Charley Boorman kennt, wollte ich in die Gegend, wo Skyfalls gedreht wurde, seit ich den Film im Dezember 2012 im Kino gesehen hatte…. Nun hier sind wir 🙂
Wir haben in Taynuilt ein schönes, wenn auch nicht ganz billiges Hotel gefunden und nächtigen diesmal im superior room 🙂
Das Dinner war genauso beeindruckend wie der Sonnenuntergang, den Andreas für euch fotografiert hat.
Jetzt zu später Stunde bleibt mir nur mehr meinen deutschen FreundInnen und KollegInnen Ingeborg, Markus, Peter und Stefan meine Glückwünsche auszusprechen – eure Fußballer haben es wieder einmal geschafft.
Für mich wird es Zeit ins Bett zu gehen, um fit für die morgige Route entlang von Loch Etive und dann weiter nach Glasgow zu sein.
Gute Nacht und danke für die Kommentare, die bis jetzt gekommen sind. Ein paar scheinen tatsächlich die Tour mitzumachen. Ein Tipp noch für die nicht so versierten: wenn ihr die Fotos anklickt, werden sie größer. Das bewährt sich v.a. bei den Panoramaaufnahmen 🙂
Bis demnächst – hoffentlich wieder ein Tag ohne Regen so wie heute
Eva 🙂
Tag 10 – mein Leben als Schildkröte oder Andreas wird alt
Heute morgen sind wir nach dem üblichen full Scottisch breakfast bei bewölktem Himmel und ziemlich viel Wind aufgebrochen. Der Plan war das Loch Etive entlang zu fahren und dann den Fluss Etive. Wir wollten die Gegend erkunden, wo Skyfalls gedreht worden war. Anfangs, bis zu unserem ersten längeren Fotohalt, spielte das Wetter noch mit.
Bald danach fing es zuerst ganz wenig und dann immer heftiger zu regnen an, so dass ich doch ins Regengewand schlüpfen musste. An der Stelle, wo der Fluss Etive in den See mündet, goss es munter in Strömen und Andreas konnte seine geplanten James Bond Fotos nicht schießen 🙁
Die Straße, die einspurig mit vielen passing places zum See führt, war dennoch von beeindruckender Landschaft, die auch im Regen zur Geltung kam, umgeben.
Als wir wieder auf der Hauptstraße angekommen waren, ging es weiter in flotter Fahrt und natürlich bei strömenden Regen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich in eine Schildkröte zu verwandeln, meinen Kopf mit Helm soweit es ging zwischen die Schultern zu ziehen, die Hände in dem Regenoverall verschwinden zu lassen und mich hinter Andreas so klein wie möglich zu machen, um möglichst geschützt vor Wind und Wetter zu sein. So ging es Kilometer um Kilometer dahin und kein Ende des Regens abzusehen. Die an und für sich schöne Strecke entlang von Loch Lomond konnten wir so gar nicht genießen.
Schließlich machten wir eine Pause bei einem McDonalds, um uns bei Kaffee und v.a. im Trockenen zu erholen und zu wärmen. Bei dieser Gelegenheit überraschte mich Andreas das zweite Mal auf dieser Tour. Nicht nur, dass die einmalige Campingnacht ihn veranlasste zu sagen, dass er nie wieder das Zelt mitnehmen wird ?????, kam heute folgende Aussage: „Ich muss mich erkundigen, wie viel es kostet in Island ein Wohnmobil auszuborgen. Der Regen ist Sch….., das brauch ich nicht noch einmal!“ Wird er jetzt wirklich schon so alt, dass er Island tatsächlich nicht mit dem Motorrad bereisen will???? Das planen wir doch schon seit mindestens 3 Jahren!!! ER WIRD TATSÄCHLICH ALT 🙁
Nach der Pause ging es nicht viel besser weiter, aber kurz vor Glasgow ließ der Regen endlich nach. Als wir in der Nähe der Kathedrale stehen blieben, hörte er sogar ganz auf, sodass wir nicht nur die Kirche sondern auch Nekropolis, den berühmten Friedhof von Glasgow gleich neben Kathedrale und Krankenhaus (ein beeindruckend riesiger alter Kasten) besichtigen konnten. Hier ein paar Eindrücke für euch:
Nach dem Kulturprogramm des Tages ging es dann ziemlich schnell auf der Autobahn nach Edinburgh, wo Andreas gestern schon per booking.com ein Zimmer für zwei (!) Nächte im Hotel Ibis gebucht hatte. Kein Stress mit der Zimmersuche heute. Das Hotel ist nagelneu und wurde erst dieses Monat eröffnet. Free Wifi und gleich ein Einkaufszentrum gegenüber, wo wir uns mit Obst, Gemüse, Käse, Joghurt und Getränken eingedeckt haben – einmal gesünder und sparsamer essen ;-).
Einen Abendspaziergang in einer etwas ruhigeren und moderneren Gegend machten wir dann auch noch, bevor die Fotos hochgeladen wurden und ich zum Blog-Schreiben kam. Natürlich erst nach den vielen SMS, die ich mit meiner besten Freundin austauschen musste :-). Andreas hat mich dabei fotografiert, da ich auch während des Gehens tippen musste, aber dieses Foto werde ich euch vorenthalten.
Wir hoffen, dass das Wetter morgen besser ist, da wir uns gerne die Stadt und den Botanischen Garten mit Palmenhaus ansehen möchten. Der Wetterbericht sagt leider jeden Tag etwas anderes. Momentan sieht es für morgen gut aus, aber wer weiß das schon so genau.
Gute Nacht und liebe Grüße EVA
Tag 11 – Kultur und Shopping 🙂
Heute morgen wurden wir erstmals nicht vom Handywecker aus dem Schlaf gerissen, da wir ja nicht rechtzeitig zum Auschecken fertig sein mussten. Purer Luxus 🙂 Nach dem Frühstück ging es mit der Tram ins Stadtzentrum vom Edinburgh. Kein Regen, anfangs maximal leicht bewölkt und angenehm warm. Ich war zum ersten Mal nicht in langen Hosen unterwegs – wie ungewohnt. In der Stadt besichtigten wir als erstes St. Mary, wo es neben alten und neuen Glasfenstern auch eine berührende und zugleich beklemmende Ausstellung über Anne Frank zu bestaunen gab.
Danach begaben wir uns zum Edinburgh Castle.
Wo wir uns in die lange Schlange derer einreihten, die ebenfalls die Anlage besichtigen wollten. Irgendwann hatten wir es geschafft und begannen ausgerüstet mit zwei Audioguides alles zu erkunden. Wir besuchten einige Museen, das Gefängnis, Gedächtnisstätten, Genossen die Aussicht und irgendwann auch einen Kaffee.
Andreas hatte wieder Zeit und Lust sein Makroobjektiv auszupacken, um die Tierwelt am Castle Hill zu dokumentieren.
Natürlich mussten wir zum Abschied auch noch den letzten Gift Shop besuchen, wo ich einen Silberring und wunderbare keltische Ohrringe erstanden habe :-). Im nächsten Geschäft kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus, da es wesentlich größer war als vermutet und im Untergeschoß sogar eine eigene Weberei hatte. Leider hatten sie keine Kilts in meiner Größe 🙁
Wenn wir nicht mit dem Motorrad unterwegs wären, hätten wir diese Schuhe für Julia, Joschis Freundin, mitgenommen. Sorry Julia 🙁
Wir folgten der Royal Mile bis St. Giles, einer weiteren beeindruckenden Kirche. Einem Gotteshaus, das noch nicht verkauft wurde und daher als Cafe oder Ausstellungszentrum genutzt wird.
Ich denke, schön langsam bekommt ihr etwas von meiner Affinität zu Kirchen und besonders zu den Glasfenstern mit. Als Kinder waren wir oft am Wochenende in irgendwelchen Kirchen in Niederösterreich oder im Burgenland, die mein Papa begutachtet und ausgemessen hat, um den Kostenvoranschlag für die Malerarbeiten erstellen zu können. Damals habe ich viel über Baustile und Heiligenfiguren gelernt. Meine Liebe zu den Glasfenstern kam erst nach Papas Tod. Ich habe sehr oft das Gefühl, dass es ein Gruß von ihm oder er selbst ist, wenn das Licht durch eines dieser Fenster hereinfällt……
Andreas war heute besonders tapfer und hat nach der Kultur auch noch zwei Einkaufsstraßen mit mir besucht. Es waren unzählige Auslagen, die ich bestaunt, und zahlreiche Geschäfte, die ich betreten habe. Schlussendlich bin ich dann doch ohne Kilt ins Hotel zurückgekommen. Aber Andreas hatte sich die Kusshand mehr als verdient :-).
Abendessen gab es für Andreas dann beim Chinesen im Einkaufszentrum, während ich mich lieber mit Paradeisern und Joghurt begnügte. Beim Cappuccinotrinken in der Hotellobby hätten wir beinahe vergessen, das Häferl unter die Maschine zu stellen. Eindeutig ein Zeichen von Ermüdung ;-).
Andreas hat noch die Route für morgen erstellt, da unser Abstecher nach Edinburgh so nicht geplant war. Außerdem möchte ich noch gerne den botanischen Gärten besuchen, wenn das Wetter passt. Dann geht es weiter nach Liverpool.
Ich hoffe, ihr seid auch morgen wieder dabei :-). Gute Nacht und Liebe Grüße
Eva, mit dem besten Ehemann von allen 🙂
Tag 12 – vom botanischen Garten durch den Nebel zu den Beatles
Guten Morgen 🙂
Nachdem ich gestern kurz nach Mitternacht den gesamten Blog irrtümlich gelöscht habe, heute nochmals der Bericht.
Ich wurde vom Ping meines Handys geweckt (meine Guten-Morgen-SMS aus der Heimat 🙂 ) und schlummerte nach dem Blick aus dem Fenster gleich wieder weiter. Es war alles grau in grau und es regnete. Nach dem Frühstück und dem Packen hatte sich das Wetter wenigstens so weit stabilisiert, dass es nur mehr grau war. Also beschlossen wir den Besuch im botanischen Garten zu wagen.
Wir fanden auch gleich einen Parkplatz direkt vor dem Eingang und der Eintritt in den Garten ist frei. Lediglich für den Besuch der Glashäuser und den Lageplan muss man bezahlen. Das haben wir gerne gemacht. Hier die ersten Eindrücke:
Es gibt insgesamt 10 Glashäuser, die jeweils einen eigenen Gärtner haben, und bestimmten Themen zugeordnet sind und unterschiedliche Temperatur haben – es ist einrichtiger Kalt-Warm-Spaziergang durch die Häuser. Es gibt Moose und Farne, Orchideen, Kakteen, Steingärten, Seerosen und in zwei Häusern sogar kleine Teiche mit kleinen Goldfischen bzw. riesigen Kois. Ein Fotoparadies für Andreas und mich – aber er hat die bessere Kamera 🙁
Wir verbrachen viel Zeit in den Glashäusern und waren auch vor dem Regenguss, der niederging, gut geschützt. Anschließend wanderten wir noch ein wenig durch den restlichen Garten und haben u.a. den chinesischen Garten und den Shop besucht. Andreas reist wahrscheinlich deshalb so gerne mit dem Motorrrad, weil ich dann weniger einkaufen und mitnehmen kann. Diesmal hatten es mir die bunten Seidentücher angetan :-).
Vom botanischen Garten führte uns unsere Reise weiter durch Schottland bis Gretna Green, den letzen Ort vor der schottisch-englischen Grenze, wo Andreas ein großes Einkaufszentrum – Parndorf von Schottland, sah auch so aus – als Pausenziel eingegeben hatte. Nein, diesmal habe ich keine Auslagen angeschaut und Geschäfte besucht.
Es ging dann bei mehr oder weniger gutem Wetter durch den Lake Distrikt von England und über einen coolen Pass ()Kirkstone Pass), leider im dichten Nebel, zum Lake Windemere.
Das ist eine ziemliche Schickimicki-Gegend in der wieder die tollen Autos dominieren. Etwas gibt es in Schottland und England ziemlich häufig – Golfplätze und coole Autos: Bentley, Lotus, Porsche in allen Varianten usw. Bei den Motorrädern sieht man viele der Marke Triumph – ich weiß genau, wer jetzt gerade zu grunzen beginnt 😉 – und bei den Reiseenduros wie überall die BMW 1200 GS…. Unser Schöne ist fast einzigartig!
Da Andreas und ich an diesem Tag mit besonders viel Sitzfleisch ausgestattet waren und das Wetter immer besser wurde, fuhren wir weiter bis Liverpool. An der Stadtgrenze fragten wir im erstbesten Hotel nach einem Zimmer und sagten dankend ab, als wir hörten, dass sie ca 150 Euro für eine Nacht wollten. Es kam noch ein Nachsatz von wegen, dass Liverpool wegen….. (unverständliches Englisch) ausgebucht sein. Wir glaubten es nicht so ganz und beschlossen es beim Ibis von Liverpool zu versuchen, das wir dank Navi problemlos fanden. Es liegt allerdings mitten in der Stadt und man kann nirgendwo parken. Der neue Plan war zum nächsten Mc Donald zu fahren und per booking.com ein Zimmer zu reservieren. Bei den ersten drei Filialen hatten wir wieder das Parkplatzproblem. Bei der Vierten dann nur das Problem, dass es in Liverpool tatsächlich kein Zimmer mehr gab, zumindest nicht zu Preisen, die wir zu zahlen gewillt waren. Da waren wir nun in der Stadt der Beatles angekommen und es gab kein „erschwingliches“ Bett für uns.
Also nochmals mit viel Energie aufs Motorrad und noch ca 1 Stunde Richtung Süden, wo wir dann um 22h im Crewe Arms Hotel angekommen sind. Ein alter Kasten, der gerade renoviert wird und wo wieder einmal alles frisch gestrichen riecht…. Hauptsache ein Bett :-).
Gut geschlafen habe ich und ich denke, auch etwas dazugelernt. Ich habe zwischendurch gespeichert, damit ich im Falle des Falles nicht alles noch einmal tippen muss. Mal sehen, was der heutige Tag bringt.
Liebe Grüße EVA
Tag 13 – ein Tag in Wales
Heute in der Früh wurde ich von Sonnenstrahlen geweckt, die sich ihren Weg zwischen den Vorhangteilen ins Zimmer suchten. Was für ein schönes Gefühl 🙂 und es sollte auch ein besonders schöner Tag werden – ein Tag in Wales, dem 6. Land auf unserer Reise, und wieder ein paar hundert Kilometer mehr auf dem Tacho. Heute Abend haben wir den 4698. km dieser Tour vollendet und wir können immer noch sitzen……
Wir haben nach dem full English breakfast (wie schottisches Frühstück nur ohne black pudding 🙁 ) unser Hotel aus dem Jahre 1880 verlassen und sind in Richtung Wales aufgebrochen. Anfangs ging es etwas zäh, weil viel Berufsverkehr war, dann wurde es besser und die Straßen breiter. Insgesamt wieder eine tolle Landschaft, mehr Pferde auf den Wiesen als in Schottland oder England und alles zweisprachig angeschrieben. Inklusive dem SLOW auf der Straße, das durch AFAR ergänzt wurde. Welsh ist eine für mich sehr ungewöhnlich Sprache, da sie mit wenigen Selbstlauten auskommt. Manche Wörter bestehen nur aus Konsonanten. Keine Ahnung, wie man das dann ausspricht???!!!
Auch heute gab es wieder zahlreiche Fotomotive, von denen wir euch gerne eine kleine Auswahl vorstellen. Der See mit seinen Spiegelungen und dem Transportflugzeug hat es Andreas besonders angetan. Es war wieder meine Aufgabe gewisse Abschnitte der Strecke während der Fahrt abzulichten, da es entweder gerade so schön dahinging oder kein Platz zum Stehenbleiben war.
Andreas hat eine besonders schöne Strecke der Küste entlang ausgesucht und wir fanden auch wieder einen besonderen Ort für die Pause in Cletwr. Falls sich jemand von euch jemals in dieses kleine Dorf verirren sollte, muss er unbedingt das Siop Cynfelyn besuchen. „A café and shop for the people, through the people and without profit“ – a community run shop. Dort gibt es nicht nur Kaffee und Snacks sondern auch hervorragende selbst gebackene Kuchen, Bioprodukte aller Art und wunderschöne selbstgemalte oder gestickte Billets oder anderes Kunsthandwerk. Die Schokolade hält den Vergleich mit der von Cocoa Mountain statt. Pralinen gab es diesmal keine, aber dafür frische Pfirsiche für Andreas :-).
Nach einer kurzen Erholungsphase traten wir frisch gestärkt die Weiterreise nach Aberystwyth, einer Stadt an der irischen See an, wo wir an der Strandpromenade neben anderen Motorrädern parkten. Das wäre der ideale Urlaubsort für Joschi und mich – cool und nicht zu heiß :-). Heute fühlte ich mich dort so richtig wohl: Sonnenschein, das Meer, coole Bikes und eine Sängerin, die lautstark Schlager der 70er-Jahre trällerte, zu denen es sich richtig gut abtanzen ließ. Es war mir völlig egal, dass ich die Motorradstiefeln und -hose anhatte. Bei den Schmusesongs konnte ich mich nur an Andreas kuscheln, da er das Tanzen wie (fast) immer verweigerte…. Aber er war geduldig, sodass wir sicher fast eine Stunde Pause machten – ich zum Tanzen, er zum Fotografieren.
Die netten älteren Herren sind übrigens die Besitzer der tollen Maschinen aus den 60er Jahren 😉 !
Die Reise ging weiter und führte uns über den Queensway und eine „schwache“ Brücke schließlich zurück nach England,
wo wir in der Nähe von Bristol ein cooles Quartier im der Town & Country Lodge fanden: großes Zimmer mit Bad, angeschlossenes Restaurant, Free Wifi und Gartentische, an denen der Blog in Ruhe und an der frischen Luft geschrieben werden kann.
Einen besonderen Abschnitt der Strecke hätte ich euch beinahe unterschlagen – es ging durch die grüne Landschaft auf einem Weg, meist nicht geteert, der rechts und links durch hohe Büsche eingesäumte war, teilweise sogar überwachsen. Wie ein Märchenwald für Insider 😉 .
Und es gab heute noch eine andere tolle Brücke, etwas stabiler 😉
Jetzt füge ich euch noch die Fotos ein, die Andreas ausgesucht hat und wünsche euch eine gute Nacht. Danke für die zahlreichen Kommentare und weiter so 😉
Eva
Tag 14 – von Bristol nach Brighton
Heute am Morgen war wieder einmal alles grau in grau, allerdings nicht kalt und ohne Regen 😉 . In der Hoffnung auf besseres Wetter und der Gelegenheit doch auch einmal im Meer baden zu können, machten wir uns auf nach Brighton. Dort war ich zum letzten Mal 1977 als Teenager gewesen.
Dank Navi begannen wir die Reise mit einer Sightseeingtour durch Bristol – ungefähr einmal rundherum und dann noch quer durch. Die zweite große Stadt, die wir heute durchquerten, war Southamptom. Das Fahren durch Städte finde ich immer besonders anstrengend, obwohl ich nur hinten drauf sitzen muss…. Die restliche Route erstreckte sich durch ländliche Gegenden entweder auf den engen, grünen „Hohlwegen“ wie gestern oder auf zweispurigen Schnellstraßen. Stau gab es auch genug und dennoch ein Weiterkommen, meist zwischen erster und zweiter Spur, obwohl wir mit den Koffern ganz schön breit sind. Die Engländer sind jedoch sehr nett und machen meist Platz 🙂 .
Ansonsten war der Tag nicht besonders aufregend, weil er nur dazu diente, wieder näher zum Bahnhof zu kommen, von wo uns der Zug wieder auf den Kontinent bringen würde. Das Highlight unter Tage war die Pause in Weymouth, wo wir im Strandcafe saßen und die frische Brise vom Meer und die ersten Sonnenstrahlen genossen haben. Ein paar Schritte am Strand musste ich jedoch unbedingt auch entlanglaufen und zwei für die Gegend typische Muscheln mitnehmen. Andreas hat sich inzwischen sein Eis schmecken lassen 🙂 .
Ab Southamptom gab es dann nur mehr blauen Himmel und angenehme Temperaturen um mindestens 25 Grad. Knapp eine Stunde vor Brighton machten wir bei einem McDonalds halt, um ein Zimmer zu buchen. Ich wollte auf gar keinen Fall suchen müssen, sondern so schnell wie möglich ins Meer 😉 . Andreas drehte den Laptop auf und ich stellte mich um Getränke an. Leider bekamen wir keine, da man in England nicht mit schottischen Pfund bezahlen kann!!! Zumindest nicht in dieser Filiale. Pfund ist in GB also nicht gleich Pfund. Kein Wunder also, dass dieses Volk sich nicht dem Euro anschließen will. Da hätten sie viel damit zu tun die unterschiedlichen Münzen der einzelnen Länder auszusortieren und abzulehnen 😉 . Da wir aber ohnehin nur ihr free wifi benutzen wollten, war die Sache nur halb so schlimm. Wir hätten ja gerne auch etwas konsumiert….
Andreas fand ein tolles und preiswertes Hotel mit Parkplatz und Wifi gleich am Strand und los ging es. Etwas mehr als eine Stunde später lag ich schon am Rücken im kühlen Nass und ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen. Ich liebe das 🙂 !!! Diesmal habe ich vom Strand keine Muscheln mitgenommen sondern zwei Steine, durch die jeweils ein Loch durchgeht. Nach dem Baden und Duschen gingen wir Richtung Brighton Pier, aber meine Laune wegen des kalten Windes und des aufziehenden Gewitters brachte Andreas dazu, bald wieder mit mir umzukehren. Es begann auch schon zu regnen und die Blitze über dem Meer sahen alles andere als beruhigend aus…. Im Hotel gibt es ohnehin ein sehr gutes Restaurant.
Morgen in der Früh werden wir noch am Pier Halt machen und ein paar Fotos schießen und dann nach Bexhill on Sea weiterfahren. Dort habe ich zweimal im Sommer bei einer Gastfamilie jeweils vier Wochen verbracht – im ersten Jahr mit einer tollen Gruppe und Sonnenschein und viel Zeit am Strand, im zweiten Jahr mit viel Regen und weniger coolen Leuten….lang, lang ist es her 😉 .
Andreas hat für 16:50 den Zug nach Calais gebucht, der in Folkestone abfährt. Das heißt, dass wir morgen am Abend bereits wieder am Kontinent sind und Andreas sich ans Rechtsfahren wieder wird gewöhnen müssen. Derzeit ist ein Gummiband über seinen linken Seitenspiegel gespannt, ab morgen Abend vermutlich über den rechten. Der heutige Kilometerstand: 5071
Bis morgen Leute, die nächste Nachricht kommt dann schon aus Frankreich. Bon nuit
Eva