Tag 6 – „the first pub is the worst pub“, John said 🙃
Abendstimmung in Aberystwyth
Heute ging es also endlich nach Irland. Andreas war wieder sehr sportlich und ist in der Früh gelaufen, während ich geschlafen bzw. die Aussicht im Erker sitzend genossen habe. Da wir bis zur Fähre nicht einmal 100 km Weg vor uns hatten, hetzte uns diesmal nichts. Also gab es erst einmal ein gemütliches Frühstück im Untergeschoß, dann ging es mehr oder weniger flott hinauf in den 3.Stock zum Packen und im engen Stiegenhaus 3 1/2 Stöcke hinunter zum Hinterausgang und in die Garage und noch einmal 3 1/2 Stöcke hinauf, um den Rest der Sachen zu holen. Um ca. 10:30 ging es dann bei bedecktem Himmel aber ohne Wind und einer angenehmen Reisetemperatur von 19 Grad los.
Die Landschaft war schön, die Straßen gut zu befahren und der Verkehr erträglich. Mit einem Motorrad kommt man einfach schneller voran, da man mehr Chancen zum Überholen hat und die Straßen waren heute auch breiter. Irgendwann begann es dann auch leicht zu regnen, was nicht weiter störte. Dem richtigen Guss entgingen wir, da uns das Navi auf einen „Feldweg“ führte. Um 11:45 waren wir bereits in Fishguard, wo einige Autos und Wohnmobile schon warteten. Andreas erkundigte sich und erfuhr, dass sie knapp nach 12h die Tore öffnen und uns unserer „lane “ zuteilen würden. Inzwischen war die Schlange schon etwas größer geworden und dann ging es los.
Wir standen schlussendlich in Pole Position in der Premier line 😎 und konnten uns in aller Ruhe in den Wartebereich bei einem Cappuccino niederlassen. Pünktlich zur vorhergesagten Zeit begann das Boarding und wir durften tatsächlich als erste auf die Fähre fahren und mit uns Motorräder aus Irland, England, der Schweiz und den Niederlanden. Nachdem alles festgezurrt war stiegen wir zu Deck 10 hoch, um an der frischen Luft das Ablegen zu verfolgen. Als es uns zu kühl wurde, gingen wir in den „Shop“, wo ich Hand- und Fußcreme von L’Occidante erstand. In dieser Tubengröße habe ich sie sonst noch nirgendwo gesehen. Auch 2014 auf dem Weg von Holland nach England habe ich sie schon gekauft. Im Boardrestaurant genehmigten wir uns noch einen Burger, der mir jetzt noch im Magen liegt.
Um besser verdauen zu können und um zu noch mehr tollen Aufnahmen zu kommen z.B. von in der Luft stehenden Möwen, gingen wir noch einmal auf Deck 10. Ich habe mich auf einer der Bänke in die Sonne gelegt und Andreas durchstreifte die Gegend auf der Suche nach Motiven. Wir konnten auch das Anlegen der Fähre aus den luftigen Höhen genau verfolgen und kamen noch früh genug zum Motorrad, das von alten Triumph-Motorrädern mit Anhängern zugeparkt war. Wir waren eindeutig schneller auf der Fähre oben gewesen als unten, dafür ging es hurtig an den Grenzbeamten vorbei. Es genügte den EU-Pass hochzuhalten und schon wurden wir durchgewunken. Bis zu unserem Quartier waren es ungefähr 5,Minuten und wir sind wirklich gut untergebracht.
John hat uns ein Zimmer im Erdgeschoß gegeben, damit wir das Motorrad vor dem Fenster parken können. Wir ersparten uns auch viel Schlepperei, da Andreas das Gepäck auch gleich durchs Fenster hineingereicht hat. Wir haben jetzt jede Menge Tipps, Reise- und Hotelempfehlungen bekommen und zum Abschluss noch Bioerdebeeren aus dem Garten. Wieder einmal haben wir viel Glück gehabt 😀.
Die Überraschung von heute war wohl die Vegetation. Bis jetzt sind wir hauptsächlich von Yukka-Bäumen umgeben und man höre und staune, Andreas hat schon das zweite Guiness diese Woche getrunken! Gute Nacht! 😚
Tag 7 – die grüne Insel
Wir starteten heute ganz ungewöhnlich mit einem „Continental breakfast“ allerdings mit meiner geliebten Orangenmarmelade. Das Gepäck wanderte wieder durch das Fenster aufs Motorrad und dann ging es los Richtung Cork. John, der übrigens zu meiner Freude einen coolen Porsche Baujahr 85 (geschätzt) hatte, meinte:“Augen zu und durchfahren bis Cork, dann die Augen wieder auf.“
So schlimm war es gar nicht. Die Landschaft ist grün in verschiedenen Schattierungen und die Straßen sind gut ausgebaut. Wir kamen wirklich flott voran, da die irischen Autofahrer bereitwillig zur Seite fahren. Die 17 – 20 Grad Reisetemperatur bei ständig bedecktem Himmel aber ohne Regen kamen uns noch zu Gute. In Cork angekommen, wechselten wir auf die West Cork Costal Route, die uns immer wieder ganz nahe ans Meer heranführte. Neben der Fahrerei und dem Genuss der Landschaft haben wir uns natürlich auch wieder der Kultur hingegeben.
Der erste längere Aufenthalt fand in Charles‘ Fort statt, einer Festung aus dem 17. Jahrhundert, die teilweise noch sehr gut erhalten ist. Andreas meinte, dass die Iren genauso wie die Engländer große Freude am Rasenmähen haben müssen, da die Grünanlage des Forts mehr als gepflegt war.
Die nächste Besichtigung war nicht geplant, aber der Friedhof von Timoleague in einer alten, verfallenen Klosteranlage aus dem 14. Jahrhundert, die im 17. Jahrhundert abgebrannt wurde, sprang uns förmlich in die Augen. Ich hoffe, dass die Fotos, die Andreas und ich heute geschossen haben, die Einzigartigkeit wiedergeben können.
Die letzte, wieder geplante Besichtigung des heutigen Tages fand in der Nähe von Rosscarbery statt: der Bromberg Stone Circle, der 800 – 1000 vor Christus errichtet wurde – ein interessanter Ort mit unangenehmer Energie. Ich habe mich dort überhaupt nicht wohl gefühlt, obwohl er beeindruckend ist.
Danach begannen wir uns nach einem Quartier umzusehen und wurden in Ballydehob fündig. Wir wohnen in einem netten B&B mit langsamem und instabilem Internet, daher gibt heute auch keine Fotos. Der Ort ist sehr klein, aber hübsch und wir haben einen gemütlichen Abendspaziergang gemacht und dann im örtlichen Pub gut gegessen. Wenn ich fertig bin, werden wir wohl auf noch ein Guiness hingehen. Schließlich gibt es heute Lifemusik – Irish Folk 😃
Die Leute sind alle unheimlich nett und offen, schließlich haben wir Ihnen heute ja auch die Sonne mitgebracht. Abends war kein Wölkchen mehr am Himmel ☀️. Hoffentlich haben wir morgen wieder schnelleres Internet, damit wir die Fotos nachliefern können. Schlaft gut, ich geh ins Pub 😜.
Tag 8 – Crookhaven, Mizen Head, 2x Healy Pass und Ring of Beara
Gleich zu Beginn die Nachtragsfotos von gestern inkl. Pub 😎
Heute Nacht hat es geregnet und es nieselte immer noch, als wir mit einer schottischen Dame aus Aberdeen, beim Frühstück saßen. Es gab ein Full Irish Breakfast, d.h. mit black and white pudding 😊. So etwas habe ich zum letzten Mal 2012 in Dublin gegessen.
Rechtzeitig zum Beladen hat dann auch der Nieselregen aufgehört und die Dame des Hauses versicherte uns, dass es spätestens um 11h aufreißen würde. Dem war auch so, es hat sogar etwas früher begonnen und die Sonne kam immer wieder durch. Als erstes fuhren wir nach Cookhaven, den südlichsten Ort von Irland. Danach ging es der Küste knapp neben dem Wasser entlang nach Mizen Head, der Südwestspitze Irlands. Dort gibt es einiges zu begehen und bestaunen, da es eine Art Leuchtturm auf den Klippen gibt mit Aussichtsplattformen usw. Viel Bewegung, viel frische Luft und viele Fotos. Nach einer Pause bei Kaffee und Kuchen ging es dann ein kurzes Stück weiter am wild atlantic way.
Andreas ist dann auf den Ring of Beara abgebogen und wir haben als erstes den Healy Pass überquert. Irgendwie kam man sich fast wie zu Hause vor auf einer unserer hohen Bergstraßen, allerdings gab es statt Kühen Schafe auf und neben der Straße. Wir haben heute Rote, Gelbe, Orange, Blaue und Grüne gesehen, da alle farblich markiert waren, wahrscheinlich, um sie ihren Besitzern zuordnen zu können. Sie ließen sich weder von den Autos noch den zahlreichen Radfahrern und schon gar nicht von uns beeindrucken. Die Fahrt selbst war wunderbar, einerseits wegen der Straßen – ein Traum auf dem Motorrad – und andererseits wegen der Landschaft, abwechselnd Wald- und Küstenabschnitte oder kleine Dörfer mit bunten Häusern oder größere Ortschaften mit viel Leben. Besonders gefallen hat mir der Sandstrand in einer kleinen Bucht, wo sogar ein paar Mutige geschwommen sind.
Als wir rund um Beara herum waren, überquerten wir noch einmal den Healy Pass, um noch einmal Spaß zu haben und keinen größeren Umweg in Kauf nehmen zu müssen. Danach führte uns Andreas Navi zum nächsten Zwischenziel. Auf dem Weg dorthin folgten wir einem Wegweiser zu einem weiteren Steinkreis, der etwas abseits an einem See lag und viel positivere Energie ausströmte. Der kleine Spaziergang dorthin hat sich ausgezahlt. Das Zwischenziel, das wir dann auch noch erreichten, stellte sich als Ende des Weges mit Blick auf einem kleinen Wasserfall heraus?! Aber die Fahrt dorthin und wieder zurück war sehr schön. Immerhin schien zu diesem Zeitpunkt die Sonne vom fast wolkenlosen Himmel. Es scheint hier erst am späten Nachmittag wirklich schön und warm zu werden.
Andreas ist mit mir heute auch durch ein wirklich tolles Waldstück gefahren. Plötzlich hielt er an und fragte, ob ich nicht absteigen wolle. Dies ist doch eindeutig der Märchenwald, wo auch die Feen und Elfen wohnen und ich meinen Baum finden würde. Er hatte ja vollkommen recht und ich habe mich auch sehr wohl gefühlt, bin aber dann doch lieber mit ihm weiter gefahren.
In Kenmare haben wir dann getankt und ich habe im Supermarkt etwas fürs Nachtmahl eingekauft. Damit konnten wir auch außerhalb von den Ortschaften nach B&Bs suchen, da am Wochende fast alles ausgebucht zu sein scheint. Beim ersten Versuch hatten wir kein Glück, aber die Vermieterin telefonierte mit ihrer Nachbarin, die noch ein Zimmer frei hatte und ultraschnelles Wifi 😃. Ich freue mich schon auf die Auswahl der Fotos von Andreas und schicke euch auch den Nachtrag von gestern. Morgen geht es auf den Ring of Kerry in umgekehrter Richtung, um nicht hinter den Touristenbussen herfahren zu müssen. Es werden uns sicher wieder interessante Dinge und eine wunderschöne Landschaft erwarten.
Gute Nacht!