Irland 2016 Seite2

 

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Tag 3 – Sport, Kommunikation, Gerüche und kleine Hoppalas

 

Irlandreise-2668Bexhill gestern Abend

Andreas hat den Morgen heute ganz sportlich begonnen und ist 10km gelaufen, ich habe sportlich weitergeschlafen 😜. Um 9h waren wir dann beim Frühstück und saßen in der Sonne mit Blick aufs Meer. Der blaue Himmel mit ganz wenigen weißen Wolken sollte uns den ganzen Tag erhalten bleiben. Ab Salisbury war er dann sogar wolkenlos. Als erstes fuhren wir ins towncenter von Bexhill, um bei einem Bankomaten ein paar britische Pfund zu beheben. Dabei kamen wir bei jener Post vorbei, wo ich 1977 bei meinem zweiten Aufenthalt die Postanweisung abholte, weil mir das Geld ausgegangen war…… Lang, lang ist es her.

Der erste Abschnitt unserer heutigen Route sollte uns nach Salisbury führen, wo es eine berühmte Kathedrale gibt. Am Weg dorthin fiel uns eine sehr große alte Kirche mit einigen ebenso alten Gebäuden drum herum auf, die von der Autobahn gut zu sehen war. Andreas nahm die nächste Ausfahrt und versuchte den Weg dorthin zu finden. Dabei landeten wir in netten Seitengassen, einem Industriegebiet, neben einem Flugplatz mit Hubschrauberflugschule und anscheinend einem Unfall und einmal nach dem Abbiegen sogar auf der falschen Straßenseite – Hoppala Nummer eins. Ein kleiner Hinweis von mir aber v.a. das entgegenkommende Auto erinnerten Andreas schnell daran, dass links gefahren wird.

Irgendwann hatten wir es dann doch geschafft und wir standen auf dem riesigen Gelände des Lancing College, das mit all den Ge- und Verbotstafeln denselben Charme versprühte wie die Schule im „Club der toten Dichter“. Die große Kirche war die Chapel des College, die besichtigt werden durfte – ein sehr mächtiges Gebäude. Wir wurden zweimal darauf hingewiesen, uns doch bitte ins Besucherbuch einzutragen. Folgende Angaben waren zu machen: Datum, Name, wann gekommen, wie war der Eindruck, wann gegangen. Besonders schön fand ich ein modernes Glasfenster, das mit Hilfe von Spenden finanziert und in Erinnerung an einen Bischof eingesetzt wurde.

Nach diesem ungeplanten Intermezzo ging es weiter nach Salisbury, wo es auf einem kostenpflichtigen Parkplatz auch kostenfreie Motorradparkplätze gab. Von dort waren es nur ein paar Minuten bis zur Kathedrale, die auch sehr beeindruckend war. Am besten hat mir hier ein moderner Brunnen, der mitten in der Kirche steht, gefallen. In ihm spiegelt sich einerseits das Gewölbe und andererseits die bunten Kirchenfenster. Je nach dem von welcher Seite man hineinschaut. Zu diesem Zeitpunkt war die Stimmung zwischen mir und Andreas aus verschiedenen Gründen angespannt und wir beschlossen noch durch den Kreuzgang zu gehen und dann bei einem Kaffee alles zu besprechen. Es war nicht friktionsfrei, aber es hat geholfen.

Die restliche Strecke bis Exeter, wo wir heute nächtigen, haben wir bei wolkenlosem Himmel und auf Motorradtraumstraßen verbracht – leichte Kurven, leicht hügelig, flottes Tempo erlaubt 😃. Ein paar Kilometer nach Salisbury spüre ich plötzlich einen Schlag auf meinem rechten Oberarm und bemerke dann eine Mineralwasserflasche zwischen mir und dem Packsack. Ich machte Andreas klar, dass er stehen bleiben muss. Wir waren beide sehr verwundert, dass sich einer der Riemen, mit denen wir zwei Flaschen auf dem Topcase befestigt hatten, gelockert hat und die Flaschen nicht davon geflogen, sondern abgelenkt durch meinen Oberarm neben mir gelandet ist. Hoppala Nummer zwei. Nachdem wir alles wieder festgezurrt hatten ging es weiter, bis es um 19:30 wirklich Zeit wurde ein Quartier zu suchen.

Die nächste Stadt war Exeter und wir peilten McDonalds an. Natürlich lag die Filiale in der Fußgängerzone, aber es gab ein paar Meter weiter einen Parkplatz und ein anderes Lokal mit free wifi – Kentucky Fried Chicken. Also nichts wie rein und bestellen – Hoppala Nummer drei. Ab 20h kann man das Essen nur mehr mitnehmen und das wifi funktionierte lausig  und es gab keinen Zugang mehr zum WC. Wir haben uns erst einmal auf eine Bank gesetzt und versucht in Ruhe zu essen. Wir teilten auch mit einem Sandler, der ganz höflich fragte, was das denn gekostet hätte. Er verjagte dann auch alle Trangler, die uns um Geld anschnorren wollten. Da wir unser Motorrad mit vollem Gepäck nicht alleine stehen lassen wollte, ging Andreas mit dem iPad unter dem Arm noch einmal zur Eingangstüre von KFC und konnte doch noch buchen. Ca 10 Minuten danach checkten wir ein. Das wifi hier funktioniert fantastisch.

Andreas sortiert gerade die Fotos vom heutigen Tag und ich werde dann wieder eine Auswahl einfügen. Neben dem tollen Wetter und der schönen Landschaft haben mich heute v.a. die Gerüche beeindruckt. Sobald wir uns dem Meer näherten, war es zu riechen. Beim Durchqueren einer Ortschaft fühlte ich mich in meine Kindheit zurückversetzt, da ich den Geruch von Virginas wahrnahm, jener Zigarren, die mein Großvater geraucht hat. Knapp danach fuhren wir an einer Erdbeerplantage vorbei – köstlich süß….

So, die Fotoauswahl ist fertig: Bexhill downtown, die Chapel von Lancing und Salisbury cathedral – Gute Nacht, morgen geht es nach Cornwall 😎

 

Tag 4 – >30 Grad, Nationalparks und Meer ☀️😎🏄

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So sehe ich aus, wenn ich müde bin!

Gester haben wir bereits knapp nach 7h gefrühstückt. Wozu Zeit verschwenden, wenn wir schon wach sind? Um 8:15 ging es dann auch schon los von Exeter Richtung Plymouth. Wir fuhren auf wunderbaren Landstraßen mit wenig Verkehr in einer Gegend, die mich an die Weite des Waldviertels erinnerte, allerdings mit weniger Wald. Schlagartig veränderte sich die Vegetation, als wir in den Dartmoor Nationalpark kamen. Alles war mit niedrigen Pflanzen bedeckt – Gräser, Heidekraut, Farne, Latschen artige Bäume – und es gab freilaufende Schafe, Kühe und Pferde neben und manchmal auch auf der Straße. An einem kleinem Teich blieben wir dann stehen, um Andreas die Möglichkeit zu geben ein paar Fotos in Ruhe zu schießen. Das Motorrad wurde ansonsten häufig zwischendurch angehalten und ein Moment gleich ohne Absteigen festgehalten. Meine Aufgabe in solchen Situationen ist einfach: ganz ruhig sitzenbleiben.

Als wir den Nationalpark verlassen mussten, tat es mir fast ein wenig leid, aber in Plymouth wartete die nächste Überraschung auf uns. Die vermeintliche Brücke stellte sich als Fähre heraus und natürlich durfte das Motorrad wieder zum Schluss an Board gemeinsam mit den Fahrrädern. Schwere Stahlketten zogen die Fähre mit uns über die Bucht. Am anderen Ufer angelangt waren wir dann auch schon in Cornwall und kamen in den kleinen Ort Looe, der aus einem Rosemunde Pilcher Roman entstammen dürfte. An der örtlichen Tankstelle trafen wir dann zwei Tirolerinnen und   plauderten ein bisschen. Da Ebbe war, lagen fast alle Boote auf dem Trockenen, was ein sehr lustiger Anblick war. Ein paar Kilometer und enge Hohlwege weiter landeten wir in der kleinen Bucht, die Andreas auf Google streetview so gefallen hat – ein wirklich schönes Fleckchen Erde und wir waren da, bevor sie von Einheimischen und Touristen gestürmt wurde 😉.

Gegenüber der Bucht gab es auf einer kleinen Anhöhe ein Café , wo wir auf der Terrasse Kaffee und Kuchen und die Aussicht genossen. Dort beschlossen wir auch die Route abzukürzen und quer durchs Land Richtung Nordwesten zu fahren, um an einer anderen Küste zu landen.

Die gesamte Fahrt durch die englische Landschaft bis Lynton, unserem nächsten Zwischenstopp, war durch die Straßen und damit verbundenen Überraschungen geprägt. Britische Landstraßen sind meist gerade noch zweispurig manchmal auch nicht mehr, dann gibt es Passing Places. Eingesäumt sind diese Straßen mit hohen Hecken, die akkurat geschnitten sind, damit man sich nicht den Lack zerkratzt. Nach oben werden die Sträucher und manchmal auch Bäume nicht beschnitten, sodass sie an manchen Stellen gebogen zur Straßenmitte hin weiterwachsen, so dass man das Gefühl hat in einen grünen Tunnel zu fahren. Wunderschön! An den ganz besonderen Stellen fährt man dann in richtigen Hohlwegen, wo es angenehmer ist, nicht auf Gegenverkehr zu treffen. Bei einer gerade noch zweispurigen Straße kamen wir zu einer scharfen Linkskurve, als wir ein Hupen hörten und uns im nächsten Augenblick die Scheinwerfer eines typischen, roten Autobusses anleuchteten. Andreas stand mehr im Gebüsch als daneben, aber es ging sich alles gefahrlos und gut aus. Ein paar  Kilometer weiter schoss ein Lieferwagen mehr auf unserer Seite als auf seiner um die Ecke und Andreas musste ordentlich in die Eisen greifen. Der geschockte Fahrer tat dasselbe und fuhr dann kreidebleich zurück und auf seiner Seite der Straße wieder nach vor, damit wir passieren könnten. Er hatte eindeutig ein schlechtes Gewissen…. Spannend waren dann noch die 25% Gefälle, die es an mehreren Stellen der Strecke gab.

In Lynton angekommen, machten wir eine Pause mit Blick aufs Meer und genossen den Schatten. Selbst bei flotter Fahrt war es gestern ganz schön warm am Bike. Ein Eis und ein Mineralwasser später fuhren wir weiter durch den  Exmoor Nationalpark, von dem man wunderschön von oben auf das Meer hinabsieht, da er die Küste entlang verläuft. Knapp nach Bridstone machten wir dann auf einer Raststelle mit free wifi Halt und Andreas buchte ein Zimmer in einem Gästehaus in Weston-super-Mare – geiler Name für eine Englische Stadt 😀, da ich vor lauter Müdigkeit schon fast vom Motorrad kippte.

Das Beverly Guest House ist wirklich sehr zu empfehlen. Es ist alles mit viel Liebe zum Detail eingerichtet und mit Liebe gemacht. Allen und Joe, die Besitzer, sind sehr nett. Nach einer Dusche und indischem Essen gingen wir noch an den Strand und durch Sand und Schlamm doch etliche Meter, bis wir dann die Zehen im Meer hatten. Um 21:30 abends war die Wassertemperatur immer noch angenehm. Leider funktionierte das wifi im Hotel nicht, daher jetzt dieser verspätete Bericht von McDonalds auf dem Weg nach Wales. Ich hoffe, ich habe heute Abend mehr Glück. Morgen geht dann unsere Fähre nach Irland.

Tag 5 – ich ❤️ Wales

Irlandreise-3091Ich sitze gemütlich auf einem bequemen Sessel mit hochgelegten Beinen in dem kleinen Erker unseres Hotelzimmers in Aberystwyth im 3.Stock mit Blick aufs Meer und werde jetzt den Tag noch einmal Revue passieren lassen.

Andreas hat heute in der Früh noch ein paar Eindrücke von unserem Guest House im Bild festgehalten, um das Englische zu unterstreichen und eine Empfehlung auszusprechen. Also, falls es jemanden nach Weston-super-Mare verschlägt, hier lässt es sich wohnen.

Unser Weg führte uns nach dem Zwischenstopp bei McDonalds, wo wir auch gleich das Zimmer für heute Nacht buchten, nach Nordwesten quer durch Wales nach Aberystwyth. Hier hatten wir vor zwei Jahren auf unserer Schottlandtour auch für eine Stunde Rast gemacht und es hat mir damals sehr gut gefallen. Bis wir jedoch hier gelandet sind, lagen etliche Kilometer auf walisischen Landstraßen in sehr schöner Gegend vor uns. Im Gegensatz zu England steht unter jedem SLOW auch ARAF auf der Straße und alles ist ein wenig höher angesiedelt. Einen größeren Teil der Stecke legten wir in höheren Lagen und im Nebel zurück und die Temperatur sank von 27 auf 16 Grad. Das war ungewöhnlich frisch, v.a. bei offenen Lüftungsschlitzen in der Montur. Bevor wir jedoch in diese Regionen vorgestoßen sind, haben wir noch Trenton Court House & Castle besichtigt, die so einfach auf unserem Weg lagen inkl. der Kälbchen.

 

Auch ein paar unerwartete Ereignisse gab es heute wieder. Zum einen sahen wir uns Auge in Auge mit einem Traktor, der die gesamte Fahrbahn des Heckenhohlweges für sich beanspruchte. Da ein normales Motorrad keinen Retourgang hat, musste der Traktor zurückfahren und wir ruckelten mit 2 cm Abstand zwischen Koffer und Traktorrädern vorbei. Zum anderen fuhr Andreas auf einem, na sagen wir einmal, besseren Almweg in der walisischen Bergeinsamkeit, als es nach einem dezenten Hinweisschild quer durchs Wasser ging. Wir haben unsere erste Furt überquert. Nach dem Schotterpass vor drei Jahren in Kroatien, war dies wohl die zweite Übung für unsere Islandtour. Als wir wieder im Tal angekommen waren, staunte ich nicht schlecht, als Andreas auf den Parkplatz des kleinen community run shop zusteuerte, wo wir vor zwei Jahren auch schon Kaffee getrunken haben. Es hat sich nichts verändert und die Mehlspeise ist immer noch hervorragend.

Bevor wir endgültig in Aberystwyth landeten, musste mir Andreas noch einen Strand zeigen, den er ebenfalls bei Google streetview entdeckt hatte. Dieser Strand darf mit Autos befahren werden, die dort auch parken dürfen. Sogar zwei Autobusse standen heute da. Im Hintergrund könnt ihr Autos sehen.Irlandreise-3103Wenig später checkten wir ein und schleppten unser Gepäck in den 3. Stock. Etwas Bewegung schadet nicht, schließlich sitze ich ja die meiste Zeit des Tages. Unsere Schöne kann heute Nacht sogar in der Garage stehen 😀. Nach dem Duschen und dem Genießen der Aussicht vom Erker aus, machten wir einen kleinen Spaziergang auf der Promenade, wo ganz schön viel Wind blies. Der Wind hat uns heute eigentlich den ganzen Tag schon mehr oder weniger heftig begleitet. Wir fanden dann auch ein nettes Lokal zum Abendessen mit sehr attraktiven Kellnern. Meine Damen, ein heißer Tipp: „Harry’s“ in der North Parade in Aberystwyth! Das Essen ist auch gut 😜.

So, das wäre es jetzt von Tag 5. Andreas ist gerade dabei das nächtliche Aberystwyth einzufangen. Die besten Fotos vom Sonnenuntergang, dem Meer und der Stadt kann ich ja morgen nachliefern. Jetzt bin ich müde und wer weiß, wann Andreas zurückkommt….

 

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