Ich habe sehr gut geschlafen und mein Genick, das gestern herumgesponnen hat, hat sich wieder beruhigt. Gott sei Dank. Neben unserem Karl standen immer mehr serbische Pilger, die die Nacht im Hof des Klosters verbracht hatten. Sie sahen alle in wenig müde und erfroren aus. Der Buschauffeur hatte jedoch kein Mitleid mit ihnen und ließ sie nicht einsteigen. Ich weiß nicht, wie lange sie noch warten mussten. Wir sind bereits um 8:05 mit Musik von Hubert von Goisern losgefahren.
Nachdem wir in einem Supermarkt unsere Vorräte aufgestockt hatten, ging es ohne Probleme bis zur albanischen Grenze und über diese weiter. Der einzige Unterschied zu den bisherigen Grenzübergängen war, dass auch die Fahrzeugpapiere kontrolliert wurden. In Albanien selbst ging es großteils langsam voran, da es viele Geschwindigkeitsbeschränkungen gibt und selbst auf der Autobahn nur 110 kmh gefahren werden dürfen, teilweise sind auch die Straßen nicht besonders gut oder dir begegnen Kühe und Pferde. Das beste Beispiel von seltsamen Begegnungen ist wohl die Kuh im Kreisverkehr in einer kleinen Stadt.
Wir hatten aber auch Glück, da wir uns plötzlich auf einem nagelneuen Stück Autobahn wiederfanden, wo sogar Tempo 130 erlaubt war. Am Ende des neuen Teilstücks gab es auch eine Mautstelle, wo wir uns brav einreihten und vor dem geschlossenen Schranken anhielten. Wir wurden freundlich gegrüßt, der Schranken geöffnet und wir bekamen die Mitteilung: „It’s free“. Ich glaube, sie sind noch im Probebetrieb.
Je weiter wir in den Süden kamen, desto interessanter wurde die Strecke und die erste Passstraße führte uns durch den Llogara Nationalpark. Die zweite Bergstrecke war noch spektakulärer mit tollen Serpentinen und Ausblick aufs Meer.. Andreas kannte die Strecke schon von seinen Motorradreisen und hätte, glaube ich, gerne wieder die Norden statt dem Karl dabei gehabt. Mit dem Moped muss es wunderbar sein. Nicht nur die Strecke veränderte sich im Süden sondern auch das Aussehen der Häuser und Städte. Albanien baut in diesem Bereich eindeutig auf Tourismus und die Stadt Ksamil macht beinahe schon einen Eindruck wie Lignano. Im restliche Land sieht es da ein wenig trauriger aus. Es gibt unheimlich viel brachliegendes Land und halbfertige Häuser (nur eine Etage gebaut, die zweit und/oder dritte vorbereitet) und Bauruinen. Soweit ich es beurteilen kann, wird aber auch in den Straßenbau viel investiert.
Abends kamen wir noch einen Fluss, den wir mit Hilfe einer baufälligen Holzfähre überquerten. Für zwei Minuten Fahrt zahlten wir 14 Euro, was Wucher gleicht. Das war wohl für den Nervenkitzel. Es gab heute einen einzigen Sightseeingpoint, das Castello Porto Palermo, in dem einst Ali Pascha residierte. Wir haben es natürlich gründlich erkundet inklusive Küche und Gefängnis und Andreas wurde von mir wieder genötigt, ein paar Selfies von uns zu machen. Es gibt wenige Fotos, auf denen wir beide drauf sind, und das möchte ich bei dieser Reise ändern. Zwei nette Französinnen waren dann so lieb, auch noch ein ordentliches Foto von uns zu machen. (Das ist aber nicht dabei 🙂 Anmerkung aus dem Hintergrund)
Es waren dann nur mehr wenige Kilometer bis zur griechischen Grenze, wo man an der griechischen Seite aussteigen muss und die Pässe an einem Gebäude auf der Seite herzeigen muss. Andreas brachte mich dann an den „Alles ist gut – Strand“, wo er letztes Jahr im Frühjahr und auch heuer bei seiner Reise in die Türkei gesessen ist. Wir stehen jetzt mit einigen anderen Wohnmobilen direkt am Strand und hören die Wellen schlagen. Die Wassertemperatur habe ich schon getestet – angenehm. Wenn es morgen in der Früh nicht zu kalt ist, wird mich wohl niemand davon abhalten können, ins Meer zu springen. Ich freue mich schon.
Gute Nacht und nur, damit es einmal erwähnt wurde, wir freuen uns über Kommentare 🙂