Heute in der Früh stand Andreas erst um 5:45 auf, um noch einmal sein Fotoglück zu versuchen. Aus irgendwelchen Gründen war ich auch schon wach und ebenfalls ein wenig enttäuscht, als er bald wieder in den Karl zurückkam. Auch heute sind keine Heißluftballone gestartet, obwohl das Wetter gar nicht so schlecht war. Wir haben gefrühstückt und sind dann die Heimreise angetreten. Um 7:30 waren wir schon unterwegs.
Eigentlich gibt es heute nichts zu berichten, da wir die meiste Zeit auf Schnellstraßen oder der Autobahn unterwegs waren. Wir wollten Kilometer machen, da der Weg nach Hause noch weit ist. Außer Fotos aus dem fahrenden Karl können wir kaum etwas bieten. Eindrücklich war die Fahrt über den Bosporus und ein kurzer Stopp an der Schwarzmeerküste und der Sonnenuntergang von der Autobahn aus gesehen.
Wir sind dann tatsächlich bis Edirne durchgefahren, eine kleine Stadt nahe an der bulgarischen Grenze. Hier hat Andreas im Frühjahr auch übernachtet und war ganz begeistert vom Bazar. Den werden wir morgen besuchen. Wir haben mit unserer App einen Parkplatz in Zentrumsnähe gefunden, wo auch große Wohnmobile um 450 türkische Lire 24 Stunden stehen können. Das heißt, wir können heute gut schlafen, da der Platz videoüberwacht und wir auch nicht alleine hier sind und ab 8h morgens gibt es dann Parkwächter. Die werden den Karl bewachen, wenn wir in die Stadt gehen.
Den Abend haben wir für einen Spaziergang ins Zentrum genutzt und auch zu Abend gegessen. Andreas hat die Fußgängerzone und den Bazar wiedergefunden, wir wissen also genau, wo wir morgen hinmüssen. Einzig das Geschäft des alten Mannes, der ihm im weißen Mantel türkische Köstlichkeiten verkauft hatte, konnte er im Finsteren nicht finden. Dafür ein paar Fotomotive. Wo die Post ist, haben wir auch schon herausgefunden, um die letzten Postkarten aufgeben zu können. Die Ersten aus Olympia sind schon angekommen.
Da es nicht viel zu erzählen gibt, mache ich euch noch mit türkischen Gepflogenheiten bekannt, was Auto- und Motorradfahrer betrifft. Näherst du dich einer Kreuzung und die Ampel springt auf rot: fahr drüber! Stehst du bei rot bei einer Ampel und willst links abbiegen und es gibt keinen Gegenverkehr: fahr drüber! Kommst du zu einer rot blinkenden Ampel: fahr drüber, auch wenn das eigentlich STOPP bedeutet. Versuche immer auf der schnellsten Spur zu fahren, auch wenn das bedeutet, dass du schnell hin- und herwechseln und zick-zack fahren musst. Vergiss nicht zu hupen, um zu zeigen, dass es dich gibt. Verwende häufig die Warnblinkanlage, um auf dich aufmerksam zu machen, weil du unvermutet stehen bleibst, um jemanden zu grüßen oder in zweiter oder dritter Spur zu halten, weil du langsamer wirst und/oder mit dem Handy beschäftigt bist. Sei immer gut für spontane Aktionen wie das Fahren auf der Gegenfahrbahn oder dem Hineinschneiden nach dem Überholen. Die anderen werden sicher entsprechend reagieren. Wechsle das Tempo, wenn dir danach ist, von normal auf Schnecke oder Turbo. Mach es von deinen Bedürfnissen abhängig.
Lass dich nicht von anderen aufhalten, auch nicht von geschlossenen Bahnübergängen. Wenn du Glück hast, gibt es nicht zwei Schranken auf jeder Seite der Gleise, sondern jeweils nur einen in Fahrtrichtung. Dann hast du Zeit und Platz genug, durch geschickten Fahrbahnwechsel die Gleise zu überqueren, bevor der nächste Zug kommt. Vielleicht haben sie ja auch nur vergessen, den Schranken wieder aufzumachen. Wenn die Warteschlange schon lange ist, bitte deinen Beifahrer auszusteigen und den Verkehr über die Gleise zu regeln, damit alle vorankommen. Wozu Zeit vergeuden?
Fährst du Moped oder mit dem Motorrad, dann lass den Helm zu Hause oder schütze deinen Ellbogen. Es gibt allerdings eine Ausnahmen: wenn du für McDonalds auslieferst, dann trage den Helm mit der Telefonnummer gut sichtbar auf deinem Kopf. Das Moped verwendest du zum Transport aller möglicher und unmöglicher Dinge und für mindestens drei Personen. Kinder dürfen selbstverständlich ebenfalls transportiert werden. Falls du eine Ledergarnitur und einen Helm besitzt, dann lass dich nicht davon abhalten auf der Autobahn mit 200 km/h dahinzubrausen. Es kann dich nur das Leben und/oder den Führerschein kosten.
Polizisten gibt es viele in der Türkei, manche sind Gendarme, manche sind von der Polizei und manche aus Pappe mit Pappautos. Sie haben alle blau-rotes Blaulicht (auch die Pappkameraden) und sperren manchmal eine Fahrbahn und kontrollieren etwas oder wollen den Verkehr beruhigen. Sie unterstützen auch bei den Touristenhotspots oder begleiten wilde Camper wie uns zu sicheren Stellplätzen. Im Vergleich zu Griechenland, wo wir zwei Fahrradpolizisten bei den Meteoraklöstern gesehen haben, ist hier die Präsenz wirklich sehr hoch.
Dass wir bis jetzt keinen Unfall hatten, haben wir wahrscheinlich dem fahrerischen Können und der Reaktionsfähigkeit von Andreas zu verdenken. Manchmal muss man sich wundern, wo die anderen Verkehrsteilnehmer plötzlich herkommen, egal ob Fußgänger, Moped- oder Autofahrer. Alle gehen davon aus, dass man stehenbleiben kann. Dicke Autos in engen Gassen abzustellen ist normal, auch wenn dann der eine oder andere so wie Karl und wir dann nicht mehr durchkommen. Wozu gibt es einen Retourgang? Fahr nicht zu langsam, sonst wirst du angehupt. Das kann dir auch passieren, wenn du ein stehendes Auto überholst, weil der Fahrer doch eh gleich weiterfahren wollte und sich jetzt gestört fühlt. Es ist spannend auf den Straßen der Türkei, auch was die Ladung diverser LKW betrifft. Bleibt sie oben oder nicht und kommt er unter der Brücke durch? Einen kleinen Unfall E-Scooter gegen Moped haben wir heute auch gesehen. Gelernt haben die Fahrer nichts, sie sind genauso blöd weitergefahren, nachdem nichts Ernstes passiert war.
Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig unterhalten. Morgen geht es weiter nach Bulgarien, sobald wir dem Bazar unseren Besuch abgestattet haben. Schlaft gut. Andreas ist heute schon im Land der Träume.