Tag 16: Zentralanatolien

Ist euch eigentlich bewusst, dass wir seit der Fahrt mit der Fähre nach Karakalle in Asien unterwegs sind und dass die Türkei, das 8. Land auf unserer Reise ist, wenn wir Österreich mit Nummer 1 zählen? Ich weiß nicht, wie viele Kilometer wir schon auf der Straße mit dem Karl und zu Fuß bei unseren Besichtigungen abgespult haben, aber es summiert sich und auch der Kopf ist kaum mehr aufnahmefähig. Trotzdem bleibt es spannend, was jeder neue Tag so bringen wird.

Heute morgen stand eine heiße Dusche auf dem Programm, da es zwar schön aber doch ein wenig kühl war. Außerdem hatte ich keine Lust meinen nassen und kalten Badeanzug anzuziehen, der über Nacht natürlich nicht trocken geworden war. Dazu ist es selbst in der Türkei in der Nacht zu kalt, wenn die Wäsche draußen hängt. Interessant wurde es, als ich die Dusche wieder verlassen wollte und die Türe nicht aufging. Es brauchte einige Versuche und ein wenig Brachialgewalt, bis ich mich befreit hatte. Der Riegel war nicht mehr der Jüngste und die Türe ein wenig verzogen. Ich war mir jedoch die gesamte Zeit über sicher gewesen, dass Andreas nach mir suchen und mich retten würde. Er hat mir das dann auch bestätigt.

Wir wollten als Erstes Marias Haus besuchen oder besser gesagt die Kapelle, die an dieser Stelle errichtet wurde. Aus Aufzeichnungen weiß man, dass Maria nach Jesus‘ Tod mit Johannes mitgegangen ist und dieser in der Gegend von Ephesos wirkte. Es gibt auch Beschreibungen von diesem Haus aus jener Zeit, dass es auf einem Hügel lag, von wo aus Maria sowohl Ephesos als auch das Meer sehen konnte. Eine deutsche Nonne hatte eine Marienerscheinung, in der der Ort genau beschrieben wurde und schließlich zwei Expeditionen und Grabungen stattfanden. Die Beschreibungen der Nonne waren so genau und stimmten mit den Funden überein, sodass der Ort offiziell anerkannt wurde. Es war ein eigenes Gefühl in der Kapelle und beim Anzünden der Kerze.

Als Ziel für den heutigen Tag stand Pamukkale auf dem Programm. Das sind wunderschöne Sinterterrassen, die sich durch herabfließendes Thermalwasser gebildet haben. Auf Fotos sah das fantastisch aus. Die Fahrt war lange aber o.k., die letzten Meter bis zum Parkplatz etwas zermürbend. Es ging bergauf, es waren viele Autos und Busse unterwegs und die nicht gerade sehr breite Straße rechts und links zugeparkt. Etliche ungeduldige Autofahrer hatten auch nichts Besseres zu tun als umzudrehen und damit noch mehr Stau zu verursachen. Andere versuchten sich irgendwie in zweiter Spur fortzubewegen, was es den Autobussen endgültig unmöglich machte, aus dem Parkplatz heraus und wieder den Berg hinunterzukommen. Irgendwann hatten wir unser Parkticket und einen Parkplatz passend für den Karl.

Wir stellten fest, dass es sehr heiß ist und rüsteten uns mit Sonnenhüten und ich auch noch mit Sonnencreme LSF 50 aus. Andreas packte auch noch etwas zu trinken in seinen Fotorucksack und los ging es. Die nächste Überraschung des Tages war, dass wir auch ein Ticket lösen mussten, um aufs Gelände zu kommen. Die Sinterterrassen liegen nämlich auf ärcheologischem Gelände. Die Römer hatte hier Hierapolis errichtet, eine Stadt wie Baden nur zu ihrer Zeit. Das Schwimmbad kann immer noch benützt werden und war stark frequentiert. Die Terrassen selbst sind sehr schön aber leider um diese Jahreszeit nicht mit Wasser gefüllt. Kein Wunder, bei 37° Ende September verdunstet das alles. Ich freue mich schon auf Andreas‘ Fotos. Ein Amphietheater gab es auch wieder zu bestaunen, aber diesmal nur aus der Ferne. Wir haben uns kein Golfwagerl geleistet, mit dem man das Gelände abfahren konnte, und waren zu müde und bequem, um noch eine Strecke bergauf zu bewältigen.

War der Weg in den Parkplatz mühsam gewesen, erwies sich das Hinaus und wieder Hinunter als Nervenprobe besonderer Art. Die meisten Autofahrer legten dieselben Verhaltensweisen an den Tag und drehten ungeniert um oder standen im Weg. Der Gipfel war jedoch, als ein Autobus nicht um die Kurve kam und daher auch keine Autos mehr den Berg hochfuhren, dass ein Auto uns und alle anderen überholte und sich hinter dem Fahrzeug, das Schnauze an Schnauze mit dem Bus stand, einreihte. Da riss sogar Andreas der Geduldsfaden. Er stieg aus und wollte den Fahrer bewegen zurückzufahren. Dieser versteckte sich hinter: „No English“. Endlich kam die Polizei und löste das Chaos auf. Die ganze Aktion hat uns 37 Minuten gekostet. Ich habe Andreas selten so aufgebracht erlebt.

Über die Fahrweise und das Verhalten der türkischen Auto-, Moped- und Motorradfahrer kann ich schon Geschichten erzählen, aber lieber ein anderes Mal. Es ist auch interessant, was eine rot blinkende Ampel bedeutet und wie auf rote Ampeln oder geschlossene Bahnübergänge reagiert wird. Dazu fehlt mir heute aber die Energie und Lust, da wir gerade feststellen mussten, dass wir beide keinen Internetzugang mehr haben. Vodafon schickte eine Mitteilung, dass unser Paket heute um 21:02 abgelaufen ist. Wir haben aber für ein Monat bezahlt! Ich ärgere mich gerade sehr und speichere alles in ein Worddokument, damit die ganze Arbeit nicht umsonst ist.

Wir setzten unsere Fahrt schließlich in Richtung Konya in Zentralanatolien fort und kamen in ein großes Schigebiet in der Nähe der Stadt Istala. 19 km Pisten auf 1650 bis über 2300m klingt nicht schlecht. Istala selbst ist eine sehr schöne Universitätsstadt, wirkt modern und sauber. Ganz in der Nähe an einem See in Egirdir nächtigen wir heute. Es scheint sehr schön zu sein, aber wir können die Umgebung nicht erkunden, da es hier Monstergelsen gibt, die uns auffressen wollen. Das können wir nicht riskieren.

Ich hoffe, dass wir morgen in der Früh einen Vodafonshop finden und bald wieder online sind. So macht das keinen Spaß. Liebe Grüße, EVA

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