Heute morgen weckte mich wieder einmal der Muezzin. Ich hatte mich gestern gefreut und sicher gefühlt, als wir unseren Stellplatz neben einer Moschee fanden und es war schon noch sehr früh, als er heute für uns sang. Unser vorrangiges Ziel heute war zu Simkarten zu kommen, damit wir weiter mit zu Hause kommunizieren können ohne horrende Summen dafür ausgeben zu müssen. Außerdem brauchte ich dringend eine Post, da ich immer noch Karten aus Griechenland mit mir herumtrug. Die Post hatte gestern in Griechenland schon zu Mittag geschlossen.
Andreas fuhr also Richtung Stadtzentrum, da er vom letzten Jahr wusste, wo die Post in dieser Stadt ist. Nun ja, gefunden haben wir sie, einen Parkplatz auch, aber sie öffnete erst in 20 Minuten. Auch kein Problem, Andreas hatte ein Hinweisschild auf Vodafon gefunden. Nun ja, was soll ich sagen, geschlossen und kein Hinweis, wann geöffnet werden würde. Da inzwischen schon ein wenig Zeit vergangen war, sind wir zurück zur Post, um die Karten aufzugeben. Der Postbeamte konnte sich nicht zwischen Austria und Australien (natürlich in türkisch geschrieben) entscheiden und holte mich zum Computer, damit ich auf dem Bildschirm auf das richtige Land zeige. Dann durfte ich zahlen. Ich habe nicht gesehen, dass er Marken aufgeklebt oder gestempelt hätte. Ich bin neugierig, ob die Karten jemals ankommen. Meine Nachbarn werden mir berichten.
Was macht man, wenn eine Aufgabe erfolgreich erledigt ist? Man versucht sich an der nächsten – zurück zu Vodafon. Immer noch zu. Andreas beschloss zur Fähre zu fahren und sein Glück auf der anderen Seite der Dardanellen in Canakkale zu versuchen. Das hätten wir gerne vermieden, da es sich um eine sehr große Stadt handelt, aber wir waren zuversichtlich. Die Überfahrt war kurz und schön am Oberdeck mit viel Sonnenschein. Wir wurden auf der anderen Seite auch schnell fündig und konnten Dank bezahltem Parkplatz sogar relativ schnell zwei Simkarten erstehen. Es dauerte zwar ein wenig, bis sie in das kleine Geschäft geliefert wurden, aber sie funktionieren und ich kann heute wieder schreiben und Dinge nachsehen. Es macht mich nämlich ganz unrund, wenn ich Dinge nicht verstehe und sie dann nicht einmal mittels Internet übersetzen kann. Ich bin halt schrecklich verwöhnt.
Von Canakkale ging es dann auf schönen Straßen aber durch viele kleinere Städte in denen sich Geschäft an Geschäft reiht nach Troja. Diese Dichte an Geschäften ist mir schon in Canakkale aufgefallen, wo in einer Straße ein Goldgeschäft neben das nächste gereiht war. Wie kommen die alle zu ihrem Geschäft? Irgendwann hatten wir es geschafft und waren auf dem Parkplatz vom Freiluftbereich Trojas. Das Gelände ist sehr gut erschlossen und hat ein gutes Wegesystem zum Gehen und Orientieren. Die Stadt hatte eine enorme Größe und liegt in 10 Schichten aus unterschiedlichen Epochen übereinander. Die Mauern sind gewaltig, da muss man sich nicht wundern, dass es ein hölzernes Pferd gebraucht hat, um sie erobern zu können.
Ein Stück außerhalb des Geländes liegt das Museum, das erst 2018 eröffnet wurde. Es beinhaltet sämtliche Fundstücke der Region, die nicht außer Landes gebracht wurden. Wie bei vielen anderen Kunstschätzen sind Teile Trojas in vielen Museen der Welt zu finden. Dinge, die Schliemann im 19. Jahrhundert ausgegraben und nach Deutschland mitgenommen hatte, galten nach dem 2. Weltkrieg als verschollen, da die Nazis sie vor den Sowjets versteckt hatte. Sie sind allerdings wieder aufgetaucht u.a. im Museum in Moskau…. Das neue Museum in Troja gefällt mir von außen gar nicht, aber innen ist es genial gebaut und über die Artefakte kann man nur schwärmen. Es hat sich wieder einmal ausgezahlt.
Wir setzten unsere Reise nach Bergama fort, wo wir gegen 18h angekommen sind. Wir parken am Fuße der Akropolis, das ist die Seilbahn, die nach Pergamon hinaufführt. Noch mehr Kultur morgen :-). Wir spazierten den Berg hinunter in die Stadt, wo Andreas ein großes Ziegelgebäude bei der Anreise entdeckt hat. Vielleicht gelingt es mir noch herauszufinden, was es war. Fotos hat er einige davon gemacht. Wir haben in einem sehr gemütlichen, kleinen Lokal zu Abend gegessen und einen echten Glückstreffer gelandet. Der Chef kocht persönlich und mit so viel Liebe und Hingabe, dass man schon beim Zusehen merkt, dass es hervorragend schmecken wird. So war es auch. Wir waren zufrieden, satt und hatten dennoch keine Probleme den Berg wieder hochzusteigen. Ich bin sogar fit genug zwei Blogbeiträge hintereinander zu schreiben. Wahrscheinlich hält mich der strenge Ziegengeruch, der durchs Fenster weht, wach.
Tierisch gab es heute auch wieder einiges zu sehen: Straßenhunde und -katzen, Fische neben der Fähre und wieder Flamingos. Diesmal waren sie sogar ein wenig rosa. Ich hoffe, ihr habt Freude mit unseren Erlebnissen. Lasst euch nicht davon abhalten einen Kommentar abzugeben und Gute Nacht!