Tag 11: Delphi

Mit einem halben Tag Verspätung zu schreiben, ist gar nicht so einfach, aber gestern war ich definitiv zu müde. Der Tag begann wie immer um 7h und ich fühlte mich gut. Nach dem Frühstück musste ich husten, was mein empfindlicher Magen gar nicht gut fand und schon war das Frühstück wieder da. Ich setzte mich auf Diät mit TUC-Keksen und Cola Zero, was mich fit und dicht für die restlichen Abenteuer des Tages hielt.

Osios Loukas, ein wunderschönes Kloster, wollten wir als erstes an diesem Tag besuchen. Wir fuhren durch wunderbare Landschaften, bergauf und bergab, und auch durch Gebiete, in denen vor Jahren heftige Waldbrände gewütet haben müssen. Nichts als verkohlte Baumleichen. Das Kloster selbst war auch vom Feuer bedroht, das sich bis an die Grundstücksgrenze heran ausgebreitet hatte. Es wurde um 1011 von Kaiser Romanu II erbaut und dem heiligen Lukas, einem griechischen Eremiten geweiht. Es ist eines der bedeutendsten mittelalterlichen Bauwerke Griechenlands. Mosaike und die Hauptkuppel mit Darstellung von Christus Pantokrator sowie die für mich so ungewöhnliche Ausschmückung der Kirchen und Kapellen, hat mich einmal mehr begeistert.

Auf unserem Weg nach Delphi kamen wir durch Arahova, einem jener Orte in Griechenland, wo die Weihnachtsbeleuchtung noch oder schon wieder hängt. Ich tendiere zu noch, da auch alle möglichen Verkehrszeichen noch stehen, obwohl sie keine Funktion mehr haben z.B. die Stopptafeln bei Bahnübergängen, wo schon lange kein Zug mehr fährt. Das scheint typisch zu sein, genau so wie die Hinweisschilder auf Tankstellen, die es nicht mehr gibt. Nun besagtes Arahova scheint ein bekannter Wintersportort zu sein, worauf mehrfach hingewiesen wird. In den Geschäften sind auch jede Menge Pelzkappen, Strickmützen und wattierte Kleidung zu kaufen. Mutet irgendwie seltsam an, wenn die Sonne scheint und es auch auf 1000m Höhe mehr als 20° hat. Es gibt doch immer wieder Überraschungen auf unseren Reisen.

Bei Andreas‘ Griechenlandreise letztes Jahr stand er in Delphi vor verschlossenen Toren, da das orthodoxe Osterfest gefeiert wurde. Umso glücklicher war er diesmal, dass wir um 12€ pro Person das Freigelände und auch das Museum besuchen konnten. Delphi liegt wie auch viele moderne Städte Griechenlands am Berghang, das heißt, wir gingen viel bergauf und über viele, viele Stufen, aber die Mühe ist es wert. Die Größe der Stadt ist unglaublich beeindruckend und die Art und Weise wie gebaut wurde, erstaunte mich. Wie haben sie es bloß hinbekommen, die Steine so exakt zu arbeiten?

Zwei Bauwerke haben mir besonders gut gefallen, einerseits das Amphitheater und andererseits das Stadion. Das Amphitheater wurde vor 2500 Jahren erbaut und bietet 5000 Menschen Platz. Das Stadion ist eines der besterhaltenen des antiken Griechenlands und mit einer Länge von 180m gewaltig. Es bietet 7000 Besuchern Platz, die sich alle vier Jahre zu den Pythischen Spielen hier versammelten. Das Stadion liegt am höchsten Punkt des Geländes und ist ein lohnendes Ziel für den Aufstieg. Dann ging es wieder bergab und ein Stückchen weiter zum Museum, das wie in Olympia wunderbare Artefakt enthält. Manche von ihnen sind sehr klein, wie Figurinen in Tierform und andere gewaltig groß. Besonders schön fand ich den Kopf des Apollo aus Gold und Elfenbein, der einen Brand überstanden hat. Wunderschön. Der Museumsshop hatte leider schon geschlossen. Schade, ich hätte mir sicher die eine oder andere Ansichtskarte gefunden und ein Buch über Delphi.

Da es erst 17h war, setzten wir unsere Reise fort und hatten das Glück, dass die Autobahn schon offen war und wir schneller vorankamen als Andreas letztes Jahr. Da es nicht unbedingt notwendig war, gestern noch in Meteora anzukommen, fuhren wir bei Karditsa ab, wo Andreas letztes Jahr genächtigt und wunderbar gegessen hatte. Die nächsten Minuten in der Stadt, rüttelten gewaltig an meinem Nervenkostüm und ließen meinen Magen rebellieren. Die Stadt ist sehr lebendig und besticht durch enge Gassen, die meist auf beiden Seiten zugeparkt sind, und oft zusätzlichen Fahrzeugen in zweiter Spur sowie Rad- und Mopedfahrer, die sich unvorhergesehen von allen Seiten vor einem hineindrängen. Am schlimmsten war aber die Enge der Gassen, wo der Abstand zwischen Karl und den Autos rechts und links nur wenige Zentimeter betrug. Ich flippte aus und brachte Andreas dazu, die Stadt wieder zu verlassen.

Wir erreichten wieder den Supermarkt, den wir schon bei der Ankunft gesehen hatten, und beschlossen noch frisches Obst und Mineralwasser zu kaufen. Auch kein leichtes Unterfangen. Die meisten Parkplätze habe Sonnenschutz, sodass wir mit dem Karl dort nicht parken können. Andreas sah ein Auto von einem Parkplatz ohne Dach wegfahren und drehte eine Runde, um hinzugelangen. Es war Millimeterarbeit die Kurve zu bekommen und mit der Höhe des Karls nicht die Überdachung der Parkplätze abzuräumen. Der Einkauf war problemlos und ich fand auch so etwas wie griechischen TUC-Kekse, um eine Notfallration bereit zu haben.

Völlig übermüdet und genervt wollte ich eigentlich nur mehr schlafen und bat (ist vielleicht nicht ganz richtig ausgedrückt, da ich wirklich schlechte Laune hatte) Andreas zu den Meteoraklöstern zu fahren und dort zu parken. Das haben wir dann auch getan und sind wohlbehalten angekommen. Die ersten Touristenbusse sind schon an uns vorbeigefahren. Um 9h öffnet das erste der noch sechs bewohnten Klöstern, das wir besuchen wollen. Ich glaube, es sind nur 193 Stufen bis dorthin zu überwinden. Ich werde euch berichten.

Einen schönen Tag wünscht EVA

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