Tag 19: Göreme

Für 5:15 habe ich (Andreas) mir den Wecker gestellt, um auf keinen Fall meine Chance auf ein ausgezeichnetes Foto der berühmten Hot Air Ballons über Göreme zu verpassen. Schnell habe ich mich fertig gemacht und dabei versucht möglichst leise zu sein, kein leichtes Unterfangen wenn man auf knapp 5 Quadratmetern zu zweit lebt. Finstere, kalte Nacht hat mich umgeben, als ich aus dem Auto gestiegen bin. Beide Kameras hergerichtet, eine mit dem Tele, die andere mit dem Standardzoom ausgerüstet. So habe ich herum geschaut ,wo ich denn Ballonstarts beobachten kann. Es war nichts zu sehen. Daraufhin habe ich meinen Suchradius vergrößert, wieder nichts außer einem kecken Fuchs, der mit mir spielen wollte. Langer Rede kurzer Sinn: Keine Ballons für Andreas! Der Grund war bald zu spüren, leichter Regen! Etwas enttäuscht bin ich zurück zum Auto, in dem Eva inzwischen aufgewacht ist.

Nach einem Gutenmorgenkaffee habe ich Action und Eva Ruhe gebraucht. Darum habe ich mich mit meiner Standard -Fotoausrüstung auf meinen Esel gesetzt, um die Gegend zu erkunden. So zeitig in der früh konnte ich problemlos durch das Freilichtmuseum, das bis vor kurzem noch ein Straße war fahren. Beim Ausgang ist mir die erste Busladung entgegen gekommen. Mein erstes Ziel war Love Valley. Das wollte ich sehen und habe es auch für euch fotografiert. Warum wird dieses Tal wohl so genannt? Von Oben war es nett zu sehen, nur kam das Licht von der falschen Seite. Mit dem Fahrrad war es mir aber möglich auch den Talgrund zu erreichen und Fotos von unten und besserem Licht zu machen. Mein nächstes Ziel war die Stadt zu erkunden, gestern hat sie mich ein wenig abgeschreckt, aber heute war sie OK. Ein Touristenort eben, ist ja auch OK, dass die Leute da mit ihrer Umgebung ihr Geld verdienen. Nachdem ich auch einige Parkmöglichkeiten für den Karl entdeckt hatte, war es an der Zeit zurückzufahren. Der normal Weg hat mich aber abgeschreckt. 17% Steigung ist schon viel, da hat sich auch der Karl geplagt. Google Maps hat mir eine deutlich länger Variante für Fussgänger gezeigt. Nach einigen Kilometern und ganz ordentlicher Querfeldeinstrecke bergauf bin ich dann da gestanden: Mein Navi sagt ein paar Meter weiter, das Auge sagt da sind rund 50m senkrechter Abgrund. Meine Entscheidung war dann das Fahrrad nicht hinunter zu schmeißen und nachzuspringen sondern einen anderen Weg zu suchen. Dabei bin ich mir wie 12 vorgekommen. Da bin ich mit Willi, meinem Cousin, auch solche Strecken gefahren. Besonders lustig waren dabei die Touristen Quads und die Jeep-Safari, die mit Landrover Defender durchgeführt werden, zu beobachten. Mickymaus Gelände, aufgeregte Touristen und als wichtigster und vermutlich auch zeitaufwändigster Teil war offensichtlich die Handyfoto-Dokumentation. Ich habe dann aufgegeben und bin doch die steile Straße gefahren. Dabei habe ich sogar einen Daumen nach oben und „Good Job“ von einer jungen Frau bekommen.

Genau vis-a-vis von unser Campingplatzeinfahrt ist das Schild zu einer Höhlenkirche, die wollt ich mir noch schnell ansehen. Ich habe mein Fahrrad ordnungsgemäß abgesperrt und durfte TL 50.- für Eintritt und Taschenlampenmiete bezahlen. Die Kirche wunderschön und beeindruckend, dass ich den niedrigen Tunnel zum „Kloster“ nicht mit dem Rucksack am Rücken schaffen kann, war klar, also vor mir hergetragen und die Kamera in der anderen Hand. Das war dann doch anstrengend, nach einiger Zeit zum Durchblasen habe ich dann mit derselben Technik den weiteren, noch kleineren Gang in Angriff genommen. Schwerer Fehler! Der Gang ging um zwei Kurven war vermutlich 20 Meter lang irgendwann war dann ein stockdunkler Raum und ich am Ende. Der Raum war durch einen Mühlstein gesichert und hatte ein Luftloch nach draußen. Einen Moment habe ich mir überlegt einfach dazu bleiben oder die neue Fotoausrüstung zurückzulassen. Das habe ich doch nicht gemacht und habe mich nach draußen gekämpft. Ich war wirklich froh wieder draußen zu sein. Völlig verdreckt bin über die Straße zurück zu Eva und Karl gekommen.

Während Andreas auf Aktivitäts- und Abenteuertour war, habe ich hervorragend geschlafen. Ich war gerade dabei mich anzuziehen, als Andreas zurückgekommen ist. Ich hatte auch schon den Eindruck gewonnen, dass es heute eher ungemütlich und kalt ist, da die Raumtemperatur im Karl weit unter gewohntem Niveau war. Zum ersten Mal seit langem habe ich die lange Hose und eine Weste angezogen, die ich auch wirklich gut vertragen habe. Angeblich hatte es am Nachmittag ja 20°, aber gefühlt waren es höchstens 15.

Zum Mittagessen fuhren wir mit Karl nach Göreme und schlossen einen kleinen Stadtbummel an. Andreas wollte mir auch noch das Love Valley zeigen. Auf dem Weg dahin überholte uns eine Norden und Andreas stellte sich bei der nächsten Kreuzung neben ihn und zeigte ihm sein Norden-Kapperl. Er versprach Andreas daraufhin einen Sticker. Am Parkplatz vom Love Valley haben sich die beiden dann angeregt unterhalten. Der junge Mann kam mit Frau/Freundin aus Transsilvanien und war auch schon mehr als zwei Wochen unterwegs. Auch er ist mit der Norden sehr zufrieden. In der Zwischenzeit habe ich mir die Dromedare und Pony angesehen, die für kleine Reitrunden zur Verfügung standen. Irgendwie taten sie mir leid, so angekettet und wartend, dass Touristen oder ihre Kinder eine Runde mit ihnen drehen.

Nach dem obligaten Selfie diesmal vor dem Love Valley fuhren wir nach Avanos, jene Stadt, die für die Töpferkunst bekannt ist. Dort gibt es ein unterirdisches Museum, in dem alte und aktuelle Keramik und Töpfereien zu bestaunen sind. Angeschlossen ist ein riesiger Shop, in dem alles Mögliche von Kunst bis Kitsch und Küchenutensilien erstanden werden kann. Natürlich haben wir etwas mitgenommen u.a. ca. 10 kg von dem örtlichen, roten Ton. Jetzt kann dann geknetet und geformt werden. Ein Besuch im Candy Market, der ein kleiner Supermarkt war, schloss den Besuch in Avanos ab. Wir hatten kein Brot mehr…. Am Weg zurück haben wir zum ersten Mal Iranische Reisebusse aus dem eigenen Auto gesehen, wir müssen doch sehr weit im Osten sein!

Ich habe Andreas gebeten noch einmal nach Göreme zu fahren, das beinahe auf dem Weg zum Campingplatz lag, da ich noch in das kleine Café mit Süßigkeitengeschäft gehen wollte, vor dem wir zu Mittag geparkt hatten. Wir wurden uns einig, was wir noch mitnehmen wollten und genossen eine süße Kleinigkeit und türkischen Tee. Im Geschäft nebenan bekam ich dann auch noch meine Ansichtskarten und ich konnte sehr zufrieden wieder in den Karl einsteigen. Den Weg zum Campingplatz fand er fast schon allein. Wir stehen heute am selben Platz wie gestern nur an einer anderen Stelle und geben den Heißluftballonen und damit Andreas‘ Wunschfotos noch eine Chance. Es war ein gemütlicher Abend und ich habe sogar mein Buch fertiggelesen. Außerdem hatte ich das Glück, dass Andreas den Großteil des Blogs geschrieben hat.

Haltet uns bitte die Daumen, dass morgen das Wetter so gut ist, dass die Ballonfahrer aufsteigen. Andreas wird auf alle Fälle ein wenig später aufstehen und ich bleibe zuversichtlich, dass es morgen noch klappt. Bis dahin, gute Nacht.

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