Tag 18: Derinkuyu und das Soganli Tal

Ich für meinen Teil habe wieder sehr gut geschlafen, obwohl es etwas kühl im Karl war. Es hat heute Nacht doch ungewöhnlich viel abgekühlt, sodass wir uns in der Früh für lange Hosen und Weste entschieden haben. Da wir gestern zufällig in Derinkuyu gelandet waren, hatte wir eine kurze Anfahrt von ein paar hundert Metern bis zur unterirdischen Stadt, die wir uns ansehen wollten. Der Eintritt betrug 13 oder 15€ pro Person, so genau können wir uns nicht mehr erinnern. Ein lokaler Guide drängte sich sehr charmant auf und ich bin froh, dass wir sein Angebot (besonderer Preis, weil wir die Ersten sind und nur zwei Personen) angenommen haben.

Die unterirdische Stadt erstreckt sich über acht Etagen, die zum Teil schon von den Hethitern errichtet worden war. Es war alles vorhanden: Ställe, Brunnen, Wasserversorgung durchs Grundwasserbrunnen, damit es nicht vergiftet werden konnte, Kirche, Beichtstuhl, Küche, Lagerräume, schnelle Fluchtwege, Wohnzimmer, Schlafzimmer, große Mühlsteine, um die Gänge zu verschließen, Verbindungsgang zu einer anderen unterirdischen Stadt in zehn Kilometer Entfernung, Lüftungsschächte usw. Es war sehr interessant aber auch anstrengen, da die acht Etagen ja hinunter und auch wieder hinaufgegangen werden mussten und das meist in gebückter Haltung. Selbst ich Zwerg habe mir den Kopf angeschlagen bzw. bin mit dem Rücken gestreift.

Meinem rebellischen Magen wurde das nach einer Aufwärtspassage von ca. 100 Stufen zu viel und ich musste erbrechen. Ich war sicher nicht die Erste, da der Guide meinte, der Lüftungsschacht wäre dafür ideal. Es dauerte sehr lange bis der „Aufprall“ meines Schwalls zu hören war. Wahrscheinlich ist er auf einem Haufen von Plastikflaschen gelandet, die selbst in diesen Tiefen einfach weggeworfen werden. Der restliche Aufstieg verlief langsam und problemlos. Auf den Besuch der zweiten Stadt verzichteten wir aus verständlichen Gründen. Die Luft war gar nicht gut in der unterirdischen Stadt, vermutlich sollten die kaputten, hunderte Jahre alten Lüftungsschächte repariert werden.

Andreas gönnte sich ein Eis und ich machte mich frisch und sah mich ein wenig um. Natürlich gab es auch in Derinkuyu viele Standeln, wo u.a. Teppiche angeboten wurden und sehr schöne, gewebte Tischdecken Wenn ich nicht einen großen ovalen Tisch hätte, der bald durch einen neuen, eckigen ersetzt werden soll, hätte ich wahrscheinlich eine erstanden. Zu meiner Belustigung kamen dann noch zwei Kinder mit jeweils einem Dromedar an der Leine vorbei, die wenig später zum „Kamelreiten“ vorbereitet wurden. Mutig näherte ich mich dem Größeren, das ziemlich gestunken hat und mich dann beißen wollte. Nicht nett.

Unser nächstes Ziel war das Soganlital, das Andreas im Internet als interessant und nicht so überlaufen gefunden hat. Schon die Anfahrt war beeindruckend, da sich rechts und links der Straße die ersten Höhlenwohnungen in den Tufffelsen zeigten. Bei einer Informationstafel parkten wir den Karl, da es die Möglichkeit gab über steile Stufen zu einer Kirche und Häusern hochzusteigen. Ich musste einen anderen Weg als Andreas wählen, da mit die Anfangsstufen zu hoch waren, aber ich habe es auf allen Vieren geschafft heil hinauf und wieder hinunter zu kommen. Soooo beeindruckend.

Wir fuhren weiter ins Tal hinein bis zu einem großen Parkplatz, von wo aus wir zu Fuß noch weitere interessante Häuser besuchen konnten. Ein junger Mann sprach uns an und erklärte uns den Park und wies uns auf eine Stelle hin, von wo man drei Felsenkirchen besuchen kann. Von diesen hatte Andreas im Internet gelesen. Nach unserem Rundgang begaben wir uns dort hin und schauten uns diese an. Andreas ist sehr aufgebracht, da diese Schätze aus dem 9. – 13. Jahrhundert stammen, und die Fresken großteils zerstört sind. Nicht vor langer Zeit, sondern von Besuchern, die nichts Besseres zu tun haben als ihre Initialen und Ähnliches in die Wände zu ritzen oder die Gesichter wegzukratzen.

Der junge Mann von vorhin betreibt zufällig ein Lokal bei den Kirchen, wo wir dann zu Mittag gegessen haben. Obwohl es tagsüber wieder an die 30° hatte, war es im Gastgarten angenehm schattig und kühl – eine kleine Oase in der Wüste. Das Essen war hervorragend und viel zu viel. Zum Abschluss tranken wir türkischen Tee, der sehr stark war und sehr gut schmeckte. Mit vollem Bauch machten wir uns auf, um die ca. 60 km nach Göreme zu fahren.

Wir waren auf 1500 m unterwegs und es hatte immer noch über 20° und am Horizont zeigten sich die ersten Wolken. Für heute war Regen angesagt und der schien wirklich zu kommen. Göreme ist die Touristenstadt in Kappadokien, wo auch die meisten Heißluftballone starten. Die will Andreas im Morgengrauen natürlich fotografieren. Die Stadt haben wir nach einem kleinen Einkauf (Getränke) schnell wieder verlassen. Zu viel Trubel. Unser Campingplatz, den wir gestern schon gefunden hatten, liegt etwas außerhalb und bietet einen tollen Ausblick auf das Gebirge. Angeblich sind ab 6h Früh auch die Heißluftballone zu sehen. Zu meiner besonderen Freude hat der Campingplatz auch einen Pool, den ich natürlich ausprobieren musste, obwohl es schon bewölkt war und windig. Ich hatte den Pool für mich allein, da das Wasser sehr kalt war. Erfrischen sozusagen :-). Die heiße Dusche danach wärmte mich wieder auf.

Inzwischen regnet es ein wenig und manchmal ist auch Donner zu hören. Zwischendurch wurde viel Sand durch die Luft gewirbelt und die Berge uns gegenüber waren nicht mehr zu sehen. Das macht aber nichts, da es im Karl sehr gemütlich ist. Ich hoffe für Andreas, dass der Regen nachlässt, damit am Morgen die Ballone starten. Er hat sich auf alle Fälle schon den Wecker gestellt. Ich habe noch den Besuch einer weiteren Stadt auf der Liste, die u.a. auch über ein Töpfereimuseum verfügt und einem weiteren Museum, wo man das Töpfern auch selbst ausprobieren kann. Lassen wir uns überraschen, was wir morgen erleben werden.

Für Andreas ist Kappadokien auf alle Fälle der Höhepunkt und das Ziel der Reise, genau für diese Erlebnisse, die wir heute hatten, wollte er hierher. Die Heißluftballone sollen dann der krönende Abschluss sein, damit wir uns beruhigt an die Heimreise machen können. Gute Nacht und schöne Träume, EVA

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