Obwohl wir bei der Talstation der Seilbahn von Bergama geschlafen haben, schaffte es der Muezzin mich um 5:58 mit seinem Ruf/Gesang zu wecken. Keine Ahnung wo seine Moschee stand. Ich denke, die neben dem Lokal, wo wir gestern gegessen hatten, war zu weit weg. Wie auch immer Andreas hat ihn diesmal nicht gehört und auch ich bin gleich wieder eingeschlafen.
Andreas hat sich kurz nach 7h auf seinen Esel (Fahrrad) gesetzt und ist in die Stadt hinunter gefahren, um beim Bankomat etwas Bargeld abzuheben. Er musste feststellen, dass der Magnetstreifen meiner Karte kaputt ist, der Chip ist allerdings in Ordnung, d.h. ich kann bezahlen aber nicht abheben. Damit kann ich zumindest im Urlaub ganz gut leben. Das Frühstück hatte er sich redlich verdient, da er mehrere Terminals ausprobiert hat.
Um 8:30 startet der Betrieb der Seilbahn, um 8:45 saßen wir schon in der Gondel. Wir waren fast die einzigen in Pergamon, einer fantastischen Stadt auf dem Berg. Diesmal hatten wir einen Audioguide, der uns die ein oder andere genauere Erklärung lieferte aber auch zur Verwirrung beitrug. Manche Wegbeschreibungen waren missverständlich und manche Dinge nicht dort zu sehen, wo sie angegeben waren. Dennoch war es für mich akustisch orientierten Menschen sehr angenehm Hörinformation zu bekommen. Je länger wir auf dem Berg waren – das Gelände, das erkundet werden wollte, war alles andere als klein, desto mehr Menschen kamen dazu. Ganze Schulklassen und natürlich unvermeidliche Touristengruppen tummelten sich zwischen den Ruinen. Gott sei Dank hatte Andreas einige für ihn wichtige Fotos gleich am Anfang gemacht, damit nicht zu viele unerwünschte Personen im Bild waren.
Beeindruckt hat mich wieder einmal das Amphietheater, das besonders steil aufragend gebaut war und 10000 Menschen Platz bot. Es war beeindrucken fast ganz oben zu sitzen und hinunter zu blicken. Aufregend und schön zugleich. Was mir besonders gut gefallen hat, war der gute, leicht süße Duft, der fast die gesamte Zeit zu riechen war. Ich konnte bis zum Schluss nicht herausfinden, welche Pflanze ihn verströmte.
An einem der Souvenirstände kauften wir ein paar Mitbringsel für mich und die Familie ein und ich bekam kleine Sicherheitsnadeln mit Delphinen und einem Nazaramulett (magisches Auge), das vor dem bösen Blick schützen soll, für mich und meine Enkelkinder geschenkt. Andreas hatte im Frühjahr auf diesem Berg wunderbaren, frisch gepressten Orangensaft getrunken und die Entscheidung getroffen, die Reise abzubrechen. Heute gönnte er sich frisch gepressten Granatapfelsaft und beschloss, die Reise diesmal fortzusetzen. Ich bin dabei.
Mit der Seilbahn ging es wieder bergab und vor, hinter und gegenüber von Karl standen jede Menge Autos und Autobusse. In der Früh waren wir noch ganz allein gewesen. Da wir auf der Seite der Autobusse standen (es war nicht ersichtlich gewesen, dass wir auf der anderen Seite hätten stehen sollen), verrechnete uns der Parkwächter auch den Preis für einen Minibus. Irgendwie habe ich in der Türkei immer das Gefühl, dass man uns charmant abzockt. Gott sei Dank haben sie hier keine skandinavischen Preise.
Wir besprachen kurz den weiteren Reiseverlauf und begaben uns auf die Autobahn Richtung Izmir, um zur Konkurrenzstadt von Pergamon, Ephesos, zu gelangen. Wie gesagt, ich habe nichts gegen Autobahnen mit dem Karl einzuwenden und ich war sehr froh, dass wir Izmir so durchquerten. So eine riesige Stadt und tollen, modernen Hochhäusern, die wir nur aus der Ferne sahen. Ein kleines Problem gab es mit dem Autobahnticket, da wir keines lösen konnten. Andreas versuchte jemanden zu finden, wie wir nun vorgehen sollten, und bekam zur Antwort: „Das ist nicht nötig. Sag einfach du kommst aus…“ Das hat tatsächlich funktioniert.
Auf einer der wenigen Raststellen machten wir eine Pause und gönnten uns ein warme Mittagessen. Es war wirklich gut und mir meine Portion viel zu groß. Dank Alufolie aus dem Karl hatte Andreas abends noch ein Nachtmahl. Andreas testete noch das WC und meinte, ich solle lieber unseres im Karl benutzen. Hygiene und Umweltschutz wird hier doch ein wenig anders definiert. Es ist so schade, dass so viel Plastik und sonstiger Müll einfach in der Gegend abgelagert wird. Die restliche Fahrt bis Ephesos gestaltete sich unkompliziert.
Ephesps fällt schon durch einen riesigen Parkplatz und Polizei bei allen Eingängen auf. Der Eintrittspreis ist mit 40€ pro Person inklusiver Museum entsprechend hoch, aber aus meiner Sicht angemessen. Ich dachte, Olympia wäre toll, war von Delphi begeistert und heute von Pergamon überwältigt, aber Ephesos toppt alles. Wir sind 5 km bergauf und bergab durch ein riesiges Gelände gewandert und haben unglaublich gut erhaltene und wieder restaurierte „Säulenalleen“ und Gebäude gesehen. Es waren unheimlich viele Reisegruppen unterwegs auch wieder meine Freunde die Chinesen und ein ziemliches Stimmen- und Sprachengewirr. Das Amphietheater befindet sich gerade in einer Restaurationsphase und ist riesig, Es gab leider keine Angaben, wie vielen Personen es Platz bot, aber es müssen mehr als in Pergamon gewesen sein. Es ist ebenfalls sehr hoch und viel breiter. Die Akustik war fantastisch. Andreas wollte, dass ich mich auf die Bühne stelle und singe, was ich auch gemacht habe. Es ist niemand weggelaufen und eine Frau hat sogar geklatscht. Vielleicht aus Mitleid?!
Besonders schön fand ich auch die Mosaike auf den Böden und die uralten Steinstraßen, auf denen ich gehen durfte. Wie viele Leute müssen wie lange daran gearbeitet haben, die Blöcke so hinzulegen, dass begehbare Straßen daraus wurden, die heute immer noch in gutem Zustand sind. An manchen Stellen sind die Blöcke allerdings schon sehr glatt und rutschig. Ein ganz neuer Teil der Stätte ist das Museum, der topmodern gestaltet ist. Man bekommt Kopfhörer und einen Audioguide und wird durch eine Multimediaaustellung geführt, die die Geschichte Ephesos und der Artemis von Ephesos erzählt. Es war sehr gut und spannend gemacht und eine willkommene Abwechslung. Zum Abschluss gingen wir noch zur Kirche Marias, einem riesigen Bauwerk etwas abseits, von dem noch einiges gut erhalten ist. Die Dimensionen waren wieder einmal überwältigend.
Das Eis, das wir uns heute ausnahmsweise beide gönnten, war wirklich verdient und sehr, sehr gut. Italienisches Eis aus Keramikbehältern wie in der Stiftsgasse in Wien, erfreuten unsere Geschmacksknospen. Eigentlich wollten wir noch Marias Haus besuchen, wo Maria bis zu ihrem Tod gelebt haben soll. Angekommen sind wir um 18h. Geschlossen wird um 18h. Also werden wir es morgen in der Früh noch einmal versuchen. Wir nächtigen ja nur 15 km entfernt auf einem Campingplatz mit Zugang zum Meer, den wir gleich nach der Ankunft auch benutzten. Heute ist sogar Andreas noch eine Runde mit mir schwimmen gegangen, da er aufgeheizt genug war. Wir haben hier tagsüber Temperaturen von 30° und mehr.
Ich hoffe, ich konnte euch wieder ein paar nette Minuten bereiten und werde jetzt Andreas aufwecken, damit er die Fotos hinzufügt. Vorbereitet hat er sie schon. Gute Nacht, EVA